Donnerstag, 21. Januar 2010

Lang lang ists her, das Zwischenseminar

Das heutige Thema ist schon etwas veraltet, aber in meinen Aufzeichnungen fand ich diese erwaehnenswerte Episode, die ich euch natuerlich nicht vorenthalten moechte. Es passiert immernoch staendig so viel, dass ich meine handschriftlichen Notizen zur Hand nehmen muss, um den Überblick behalten zu können wenn ich euch berichte.

Kurz ein keiner Überblick über das, was wir als eine wirklich tolle Gruppe in Kibuye gemacht haben, bei unserem Seminar. Für alle die nicht gerade die Karte Rwandas parat haben, es liegt im Westen direkt am Kivusee, mittig situiert mit wunderschöner Vegetation und einer Aussicht als wäre man am Meer. Am Ufer auf der anderen Seite kann man bei guter Sicht den Kongo sehen. Vormittags ist das Wetter meist atemberaubend schön, bloß war es (auch wir haben Winter) leider etwas kalt, mit Jacken und dicken Socken erwehrten wir uns den knapp mehr als zwanzig grad. Schon doof.
Man stelle sich die Landschaft etwas wie Peter Pans Phantasialand vor, direkt aus klarem Wasser erheben majestätisch saftiggrüne Berge ihre Häupter empor, sodass man das unbedingte Bedürfnis hat sich in das kühle Nass zu stürzen und zur nächsten einsamen Insel zu schwimmen. Die luft war herrlich klar und die Sonne schien, was einen verleitet die Distanzen zu unterschätzen. Als wir nach zwei Kilometern zum nächsten einsamen Stück Land geschhwommen waren, hatten wir noch die Gewissheit zurückkzumüssen, zwischendurch mal ein Pause einzulegen geht nicht wirklich. Aber man wird einfach von allem um einen herum so überwältigt, dass man kaum bemerkt, wieviel Strecke man schon zurückgeleg hat, atemberaubende Wolkenformationen besehen sich in dem nassen Spiegel um einen herum, dabei schwimmt man mit einem einen begleitenden Sonnenuntergang an der Seite und dem farbenfrohesten Sonnenglühen, dass man sich vorstellen kann, ein sich gen Erde werfender orang-roter Ball mutete einem Kometen an, der in seiner imaginären Zerstörungskraft Demut gebot und einen verstummen liess. Zug um Zug zog man sich durch ein Farbpalette und tauchte unter in den Farben, tauchte ab, war in einer anderen Welt aus blau und grün tönen, warmen Wasser, die distanzierten, exotischen Vogelrufe verstummten und nur der einsame, rythmische Schlag des Herzens erinnerte einen an die Gegenwart, man fühlte sich wie in einen Traum versetzt, oder sogar in die erste Erinnerung, die nicht möglich ist, vor dem ersten Welterblicken.
Erschöpft klettert man an Land und fühlt sich wie neugeboren.

Abends machten wir uns kleine Pickniks in uneren Zimmern, klaubten auf den Märkten alles leckere zusammen was die Natur hergab und schwatzen bei Musik am Boden sitzend bis tief in die Nacht, assen bis der Hunger erst versiegte und blieben weiter sitzen, bis man doch wieder ass, sich auf die Seite drehte und wegnickte.
Toller Gruppenzusammenhalt, man lernt Leute schätzen, die einem nicht gerade nicht zugesagt hatten, aber mit denen mehr Zeit zu verbringen nicht im rahmen des aktiven Möglichkeits-bewusstsein waren, am Ende taucht man aus einer super Zeit auf und nennt Menschen seine Freunde.
Interkulturelle Tage mit einheimischen Studenten erweiterten spielerisch unseren Horizont, Gruppen von zehn Leuten je zur Hälfte Rwander und Deusche sollten ein imaginäres Kind großziehen und sich über die Werteinhalte einigen… man stelle sich die Lebhaften Diskussionen vor über Themen wie Haushalt, Heirat, Sexualität, Gehorsam, Religiösität, Tradition, das ganze natürlich noch mit der Schwierigkeit des Geschlechtes des Kindes Gewürzt.

Mein persönicher Höhpunkt war der Besuch einer Teeplantage mit Visite der Fabrik zur Erzeugung des Endproduktes. Ein Traum von mir. Man stelle sich den emotional überwältigten Matthias wie ein kleines Kind durch grüne Hügel rennend vor, wie er sich kreischend so auf Teebüsche schmeisst, wie ein irrer sich die Haare raufen würde, mit seinen Händen erbarmungslos Teepflücker imitierend die wehrlosen Pflanzen traktiert und den verständnislosen Blicken der Arbeitenden, die er ironsicherweise spontan um ihre Arbeit beneidet, mit überschwänglichem Lächeln begegnet. Nachdem er gebremst und mit tausend Fotos in jeder erdenklichen Pose mit jedweder möglichen Blattform vor dem Gesicht beruhigt wurde, auf dass dieses Häkchen auf seiner Lebens-to-do-list unvergessen bleibe, geht es zur nächsten Station, vor der sich die Gruppe mit ihm im schlepptau schon fürchtet, ihn aber auf seinen Wunsch hin verständnisvoll, wie man einem bockigen dreijährigen vielleicht nachgeben würde, solange er nur ruhiggestellt sein möge, Ma-tee-as nennen.
An dieser Stelle noch mal ein kräftiges Dankeschön für diese Nachsicht und Empathie.

Zurückzulegende Strecken mit dem Jeep wurden überbrückt mit einer anspruchsvoll-delikaten Auswahl deutscher musikalischer Glanzgeschichte. Biene Maja in der selten gehörten Grölversion, abgeschmeckt mit durch die Straßensituation ausgelösten Vibratios in der Stimme, garniert mit irren Blicken nach vorne, wenn die Vorderreifen knapp am Abgrund bzw unserem Vertrauen vorbeischrammen. Es gibt davon sogar videos, welche aber zum Zweck einer zu vermeidenden Rücküberweisung und Einweisung der Freiwilligen dezent vernichtet wurden. Wir bitten um Verständnis und Vorstellungsvermögen, sowie Diskretion. Danke

Das war das Zwischenseminar. Mit gemischten Gefühlen fuhren wir Heim, es war viel zu schön um zu enden, doch gab es auch neue Kraft mit dem weiterzumachen, was an anstrengenden Herausforderungen momentan auf einen wartet. Gearbeitet hatten wir natürlich auch, es galt den neuen Input sinnvoll im Alltag umzusetzen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo allerseits,

wenn ihr Matthias erreichen wollt, vermeidet das Fetznetz, weil der Minutenpreis sehr hoch ist. Es gibt eine günstigere Alternative: Man kann über BudgetMobil für 12,5 Cent die Minute nach Ruanda telefonieren. Näheres unter www.budgetmobil.de

Allen eine schönes Wochenende!

Salih

Tina hat gesagt…

Hey

wollte mal ein paar liebe Grüße dalassen und weiterhin viel,viel Spaß und tolle Erfahrungen wünschen.
Hab da ein paar Bilder gesehen und muss sagen die Landschaft ist ja echt atemberaubend.
Da kann ich mir vorstellen wie du da durchwanderst und alles mit großen Augen anschaust ;)
lass es dir weiterhin so gut gehen.
Liebe Grüße aus dem weit entfernten Buxtehude :)

Anonym hat gesagt…

Hi Matze,
ich freue mich, dass es dir / euch so gut geht und ihr neben all den Erfahrungen, die ihr macht, auch noch so viel Spaß habt.
Nach Ruande zu gehen, den Horizont zu erweitern, das war die beste Entscheidung deines bisherigen Lebens.... denkt eine, die nie so lange raus kam :-)
Liebe Grüße aus dem 'wahren' Winter
Lucky-one