Mittwoch, 20. Mai 2009

einmal mehr

wie ihr ja gemerkt habt haben wir im Moment viel um die Ohren. Unser sechzehn stunden Tag drückt etwas auf die Glieder. Morgens um neun fangen wir an, arbeiten bis halb eins, essen schnell eine halbe Stunde, haben ein Meeting und Proben dann für die Show, die wir diesen Freitag zum ersten Mal aufführen müssen. Im Moment lerne ich den ganzen Tag noch nebenher den Text, den ich singen muss, also mit mp3 player im Bett vorm einschlafen (auch beim einschlafen, bin aufgewacht und hatte immer noch die Stöpsel im Ohr und einen Abdruck in Ipod-Form im Gesicht) auf der Toilette und auf dem Weg zum Hotel.
Aber als großen Ausgleich hatte ich gestern einmal mehr frei, der tag war auch prompt der Hammer, den Freunde von uns, Laura und Lena haben sich einfach einen Mietwagen genommen um hier auf der anderen Seite Kalabriens mit mir den freien Tag zu verbringen, also waren wir zur Abwechslung mal mobil! ;)
Natürlich sind wir direkt an den Strand gefahren, haben das gemacht was wir sonst den ganzen Tag am Hotel sehen, nämlich gedöst, Kekse gemampft und gelesen.
Abends musste ich noch mal ran um die Sketcheshow zu unterstützen, jetzt wo wir mehr Leute sind, machen wir auch nicht mehr alle so viele Rollen gleichzeitig, heißt nicht mehr ganz so hektisches Umziehen hinter der Bühne, was Stephen und ich uns allerdings rausgenommen haben, war, dass wir Rollen tauschen, sodass man unterschiedliche Charaktere spielen lernt.
wegen des Tanzens habe ich etwas Probleme, den ich bin vorgestern Nacht mit voller Kraft in die dunkle Disko gerannt, habe im Halbdunkel den Schienbeinhohen Tisch übersehen und promt eine ähnlich dramatische und nicht endenwollende Zusammenfürung von Holz und Fleisch erlebt, wie wenn seit Jahren getrennte Familienmitglieder sich heulend in die Arme fallen. Der einzige, der geheult hat, war aber ich. Und zwar nicht aus Freude.
Um diesen Blog abzurunden und der allgemeinen Erwartung gerecht zu werden euren Alltag etwas aufzufrischen, hier noch ein kleiner kreativer Abschluss:

In Italien arbeitet sichs fein
gearbeitet wird hart und geteilt
man schläft auch schon mal ein
betrachtet die Andern gelangweilt

Ich im Infopoint sitz
Handtücher sind mein Metier
mentale Anforderung ein Witz
Ich Tourismus nun kapier:

manche reisen in die Ferne
um zu meckern mit Inbrunst
man meint sie tun es gerne
es ist der deutschen kunst

all inclusive zwar wunderbar
aber mäkeln hier, motzen da
trinken auch nicht zu rar
sitzen nörgelnd an der Bar

Mittwoch, 13. Mai 2009

Freier tag, schon wieder

Ja arbeiten die denn da auch nochmal? Ja, doch, schon mal so ab und zu. Heute habe ich wieder mein Hardcoreprogramm bezüglich schlafen durchgezogen und ohne Rücksicht auf Stunden mich auf dem Schlachtfeld (Bett) vorzüglich geschlagen und ohne Rückzug gepennt und gepennt. Das ist übrigens etwas , das ich erst lernen musste, mit gutem Gewissen sich mal richtig zu entspannen, aber dafür braucht man nur Arbeit, dann geht das mit dem Lernen auch ganz schnell. Da wir jetzt vor zwei Tagen Zuwachs bekommen haben, slowakische Jungs, die englisch sprechen, können wir bald die Shows fahren. Da wir aber wie gesagt Männchen bekommen haben und nach wie vor nur zwei Mädels unser Eigen nennen können, fällt Greesevorerst aus und wir machen eine andere Show, nämlich "Queen".
Mit allen Songs die man so kennt, "Radio Gaga", "I want to beak free" und vielen anderen, einige an der Zahl, zu denen jeweils Choreographien gelernt werden müssen. Im Gegensatz zu der Travolta-nummer wird kaum geschauspielert, sondern viel getanzt, eine wirkliche Zappelshow, auch nicht die Einfachste, da können wir leider im Moment nichts anderes machen. Aber: we are the champions! Wir biegen das schon.
Wie sollte es auch anders sein, ich bin Galileo, also eigentlich einer der präsentesten Hauptdarsteller, ich bin oft im Vordegrund, habe viel Playback und habe somit neben dem "Danny" von Greese alle Mittel in der Hand, um in diesem Sommer Tanztechnisch richtig loszulegen und dabei noch eine gezwungenermaßen unfreiwillige Schauspielausbildung zu genießen.
Ich habe damit aber mittlerweile überhaupt kein Problem mehr, gestern hatte ich so unglaublich gute Laune, dass ich den ganzen Abend alleine Moderiert habe, das Publikum hat auch entsprechend positiv reagiert, ich stand mit dem Mikro in der Hand grinsend und Tanzend im Scheinwerferlicht und die Leute grinsten und lachten ebenfalls, also ich bei unserem Tanzabend-spiel, bei dem Titelsong von "Dirty Dancing" Kathi stemmte und über meinem Kopf wirbelte.

Freitag, 8. Mai 2009

Duschen, Mikrophone und Steine

Die kaputte Dusche. es ist ein Phänomen, dass einen die kleinen Dinge stören, wenn es auch größere Probleme gibt. Die Dusche. Ich glaube zwei Objekte in diesem Universum sind unentschlossen und wissen nicht so recht was sie wollen, das eine sind Frauen, das andere unsere Dusche. Der Hebel zum einstellen der Temperatur ist vom Kraftbedürfnis her mit zwei Händen zu bewegen, hat eine Kurbellänge von einem Meter, auf welchem sich die einzelnen Temperaturunterschiede einstellen lassen. Theoretisch linear. Dreht man aber an dem Hebel passiert eine ganze Weile nichts. Grenz man nun die empfindliche Zone der tatsächlichen Temperaturbestimmung ein, merkt man, dass genau ein Millimeter den Unterschied von "Kältetod" oder "Verbrühen" ausmacht. Ich stehe also in der Dusche und versuche mich angenehm zu erfrischen, während mir abwechselnd die Zehen taub oder zerkocht werden (nicht vergessen: nur die Zehen, denn ich bin ja an die Wand gepresst, die übrigens glipschig und kalt ist).
Hier im Sun Beach Hotel lerne ich aber auch viel, wir alle, denn man wird aufgrund der Umstände dazu gezwungen. Hätte mir jemand gesagt du musst vor über hundert Leuten auf die Bühne mit einem Mikrophon in der Hand, alles ankündigen, für gute Stimmung sorgen und mitreißen, auf keinen fall aber Unsicherheit ausstrahlen, hätte ich demjenigen warscheinlich vor einem halben Jahr noch einen Vogel gezeigt und mir sofort bei einer Spontan-durchfall-Attacke die Buchsen zerschossen. Genau das war aber gestern schon zum zweiten Mal der Fall. Ich in der Mitte, das Ding, welches an ein elektronisches Eis in der Tüte erinnert, nur für jemanden mit Lampenfieber ein Folterinstrument ist, in der Hand, dazu passend das verkrampfte Lächeln auf den Lippen. Soviel kann ich verraten, alles lief gut, man gewöhnt sich erstaunlich schnell an das Auftreten vor Menschengruppen, gestern war ich schon sehr viel entspannter und ich kann mir vorstellen das ich später sogar richtig Spaß daran bekommen könnte. Wenn ich am Ende des Sommers eine braungebrannte, auf der Bühne frech-scherzende Rampensau bin, habe ich es geschafft!
Ich glaube es war Anfang Mai, wo ein Werter Herr am Boden Mückchen und Blümchen sah, in einem Mikro- oder sogar Makrokosmos gefangen, mit der Nase auf dem Boden, sich seinen naiv-kindlich unschuldigsten Bedürfnissen ergab und eins war mit der Natur, mit Gott in der Natur. Ähnlich dieser von Goethe entworfenen pantheistischen Charakters, aber ohne das anschließende Leiden, bin ich bei wunderschönem Wetter am Strand entlang gegangen und betrachtete Steine. Man sollte meinen das ist nichts von Wert, aber viele sind auf ihre Weise schön, ich sammelte grüne, die in etwa wie Jade aussahen, alsbald rote, wollte hernach alle Farben sammeln, diese in meinem Zimmer aufstellen, alles vermischt. Dazu hätte ich aber bloß in den Sand mit einer vollen Hand greifen brauchen, denn die hübscheste Mischung zaubert das Meer. Derhalben entschloss ich mich also dem Regenbogen nachzuempfinden und eine art Farbpalette auf mein Fensterbrett zu dekorieren, jedoch konnte ich Stephen schon in Gedanken mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen sagen hören: typisch, Mattes sortiert den Strand. So entschloss ich mich mein fröhliches Unterfangen, dem ich eine größtmögliche Würde zu verleihen suchte, alsbald zu beenden und bewegte mich unentschlossenen Schrittes wieder gen Arbeit.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Radeln

Ich habe das Fahrradfahren in der bevorzugt vertikalen entdeckt, also das Mountainbiken. Wie haben in unserer nächsten Umgebung viele Objekte der getürmten Qual, wo ich die Touristen regelmäßig raufscheuche. Was meine Opfer angeht gibt es zwei Kathegorien innerhalb der deutschen Exemplare. Einerseits Homo Selbstüberschätzobergensis, der typische Nichtskönner, der auf meine Frage wer den schon mal ein Mountainbike unter dem Hintern hatte, verächtlich schnaubt, mich mustert und mir nonverbal zu verstehen gibt er sei eine Humane PS, seine kleine ihn anhimmelde Frau beeindrucken will und dann einmal-treten vom Hotel entfernt die Gangschaltung nicht versteht. Vom Alter her eher die Jüngeren.
Die Anderen sind das genaue Gegenteil, meist etwas ältere Männer, meist sogar etwas schmächtig, aber im deutschen Gebirge groß geworden und täglich mit ihrem Ultramodernen Rad unterwegs. Diese verhalten sich dezent und preschen dann auf einmal an mir vorbei, sodass ich nicht mal mit Testosteron, gutem Willen und Kraft der Jugend mithalten kann. Wasser kennen sie nicht, begutachten aber noch in voller Fahrt die Schönheiten der Flora und Fauna, lenken meine Aufmerksamkeit weg von meinem persönlichen Horizont, meinem Lenker, zücken bei gefühlten siebzig Km/h die Karte aus ihrem Fahrradequipment und beweisen im allgemeinen die Ausdauer auf dem Berg, den die restlichen Touristen im Biergarten mit weiß-blau karrierter Tischdecke beweisen, wenn sie all-inclusive gebucht haben.
Mein Part bei der ganzen Sache ist das Einschätzen der einzelnen Könnensstufen, mir wird es aber nicht allzu leicht gemacht. Jeder, naja nennen wir es mal dezent "flunkert" mich etwas an.
Die Aussicht oben auf den Bergen ist umwerfend und wenn man dann endlich den Berg runterschießen kann ist das als würde man fliegen( ja Mama, ich trage einen Helm). Heute habe ich meine Grenze erlebt, denn die Italiener fahren auch in den Serpentinen mal gerne auf die Gegenfahrbahn, gleichzeitig flog mir etwas ins Auge, mit einer Zielsicherheit mit der schon besagte Bierbankfrequentierer den Griff ihres Weizenbiers finden.
Jetzt werde ich vorsichtiger fahren, aber täglich zwei Stunden radeln tut gut, da schmeckt die Pasta auch dem Gewissen, auch der zweite und dritte Teller.

Dienstag, 5. Mai 2009

Der Mattes ist frei, wer kann ihn jetzt stoppen?

Ich hoffe ihr habt die Überschrift alle geträllert im Stil von "die Gedanken sihind freiiii", ja? Dann ist ja alles klar.
Ich hatte meinen zweiten freien Tag und wollte diesmal trotz Müdigkeit und Schlafdefizit nicht nur im Appartement sein, sondern mal rauskommen und wenigstens aus dem Dunstkreis des Hotels gelangen. Ich hatte jemanden sehr nettes kennengelernt, mit ihrer Hilfe, die aus der italienischen Sprache besteht, konnte ich einige Dinge erledigen, derer ich niemals hätte Herr werden können. So zum Beispiel das banal anmutende Ereignis des Telephonkartenerwerbs. Man sollte meinen, es kann nicht viele Komplikationen geben, wenn man eine simple prepaid-karte im tausch gegen Geld in seinen Besitz übergehen lassen will. Weit gefehlt. Bis wir begriffen hatten, was für Tarife angeboten werden, ist der Itacker schon zweimal zusammengebrochen, meinte wir müssten unbedingt seine Sprache lernen und lief hysterisch rot an. Um es kurz zu machen- es dauerte lange, ich kaufte dann per Zufall die Richtige.
Wir stiegen in den Bus ein, nahmen sogar auf Anhieb den Richtigen und dieser quälte sich in einem mörderischen italienischen Landverkehr einen Berg hoch, auf dessen Haupt die "Stadt" Catanzaro thront. Da wir beide keine Orientierung hatten, liefen wir einfach kreuz und quer, ließen uns von der wechselhaften Laune des Wetters treiben, also mal in eine Eisdiele wo wir phantastisches Eis (und ich mit meiner Mädchenblase eine Toilette) genießen konnten, alsbald in ein herrliches Buchgeschäft, ein kleiner Familienbetrieb, wo ich mir in einem plötzlichen Drang nach Autodidaktik eins meiner Lieblingsbücher auf italienisch kaufte Hermann Hesses Siddhartha. Da wir hier frieren gesellten sich noch spontan zwei Jeans dazu.
Wir wollten nach hause. Dies sollte sich als ein schwerer zu erfüllender Wunsch herausstellen, als wir zunächst angenommen hatten, den das Nahverkehrnetz, oder besser gesagt der innerdörflich motorisierte Wahnsinn sind so gut wie ohne System. Zumindest für einen Außenstehenden, der nicht weiß, dass das kleine weiße halb zugeschmierte und halb abgebrochene Schild die Bushaltestation ist. Uns wurde dann großzügig mit Hilfe von viel erhobenen Stimmen und fuchtelnder Gestik der Weg zurück erklärt. Darunter war ein kleiner ukrainischer Junge auf einem Fahrrad, den wir mit Schokokeksen bestachen, damit er uns leite.
Obwohl ich Schlaf bitter nötig gehabt hätte, kann ich diesen Tag nur als äußerst gelungen resümieren, ich danke herzlich für ihre Aufmerksamkeit.

Sonntag, 3. Mai 2009

the horror the horror

Hallo meine Lieben, einmal mehr schreibe ich einen überaus emotionalisierten Kommentar über mein Leben hier in Italien. Eine Weile ist es schon her, aber wenn man wie wir hier im Stress ist dann vergeht die Zeit irgendwie nie, wenn man immer arbeitet ist es einem auch egal welcher Wochentag ist.
Um das Schlimmste kurz zu machen: Mario ist weg. Wer ist Mario? Mario ist nicht der italienische Name für unser heißes Wasser zum Duschen, auch wenn ich gerne näher die unendlich lang erscheinenden Momente schildern würde, wo man sich auf einem halben quadratmeter Duschfläche unter einem erbarmungslos unverstellbaren Duschkopf an die Wand drängt und verzweifelt versucht nur seinen Fuß den Kältetod sterben zu lassen und komplett eingeseift ein Stoßgebet gen Sanitäranlagen schickt, darauf hofft, dass der Nachbar (mit dem man sich im Appartement nebenan das Wasser teilt) seine Dreiviertelstündige Wohlfühlnässung beenden möge, Nein, Mario ist unser copo-animator, unser Vorgesetzter, den ich am liebsten in Anführungsstriche setzen würde, denn er ist uns über die Zeit tatsächlich ein Freund geworden.
Wegen unlösbarer Differenzen, darunter sprachliche und Kompetenzrelevante von Seiten der Organisationsfähigkeit des italienischen Managements war die vorzeitige Trennung unseres letzten Schutzschildes vor Inkompetenz von uns obligat. Schade eigentlich. Nun sind wir Kopf- und Führungslos. Nun ja so richtig alleine sind wir ja nicht, denn um uns Animateure wuselt so allerlei Gefleuch herum, deren Kompetenzhierarchie ich bis jetzt nicht durchschaut habe, aber eine von mir selbst entworfene Faustregel lautet so in etwa: je mehr Gel im Haar, desto wichtiger der Italiener. Wenn man ihn und sein Parfum dann noch eine Meile gegen den Wind riecht, oder einen Raum eine Stunde nach ihm betritt und gegen eine olfaktorische Wand rennt, weiß man spätestens: lieber mal die Lauscher aufsperren und zuhören wenn er dich aus einem halben Meter anschreit, nicht weil er taub ist, sondern weil er sich nicht nur gerne viel, sondern auch noch laut reden hört.