Sonntag, 11. Juli 2010

Letzter Eintrag

So ihr Lieben

ich komme gerade aus meinem letzten Tanzania-Urlaub und habe einfach viel zu viel zu sagen, um das alles verarbeiten zu koennen. Ich werde mich deshalb an dieser Stelle von euch vreabschieden und auf weitere Einträge verzichten.

Das heißt aber noch lange nicht, dass ich meine Erfahrungen für mich ehalten möchte, sondern ganz im Gegenteil: ich werde vor meinem hoffentlich bald beginnenden Studium und nach meiner Rückkehr in etwas mehr als zwei Wochen Familie und Freunde überall in Deutschland besuchen kommen, jeden der sich über eine direkte Berichterstattung freute und sich gduldig anhören möchte, was ich alles zu erzählen habe.

Bedanken möchte ich mich bei allen, die so regelmäßig meine Berichte verfolgt haben und mich ermutigt haben weiterzuschreiben, euch teilhaben zu lassen an dem, was ich hier erlebe und lebe.

Vielen Dank!

Euer Matthias

Mittwoch, 9. Juni 2010

Reise Reise: Mombasa

Ciao ihr Lieben

Auch die schönste Zeit muss irgendwann zuende gehen und so genießen wir die reichen Stunden in Mombasa.

Erstmal gönnen wir uns am frühen Vormittag einen weiteren Strand: Ngali Beach. Wunderschön und nur zu erreichen, wenn man durch eine Art Reichenviertel läuft, bei dem man denkt man hat einen Raum-Zeit Sprung hinter sich und befindet sich im mediterranen Südfrankreich. Während wir zwei Straßen weiter angebettelt werden, wird hier der Rasen vor den massiven Zäunen gesprengt, die äquivalent hoch zur Angst ihrer Besitzer sind.

Der Strand selbst ist einmal mehr eine wunderbare Überraschung. Wir laufen den Großteil unserer Zeit im Schatten von Felsklippen, in welchen sich junge verliebte Paare räkeln und der Hitze zu entfliehen suchen, während wir im blendenden Weiß auf nackten Sohlen schlendern.

Wir Spazieren glücklich unseren Weg zurück Richtung Stadt. Mombasa liegt übrigens auf einer Insel. Wenn man als Passant in die Innenstadt möchte, dann ist man gezwungen die öffentliche Fähre zu nehmen, die je nach Tageszeit leer, überfüllt oder zum bersten voll ist. Mit etwas Pech steht man zur späten Stunde am Kai und Benzintransporte rollen auf die mobile Verbindung zur urbanen Welt, dann darf niemand aus Sicherheitsgründen transportiert werden und man wartet wie an einer u-Bahnstation samstagnachts in Berlin, dass die Anzeige doch endlich auf eine humane Warteperiode umspringen möge.

Wir schauen uns Oldtown, die Altstadt an. Auf antik-wirkenden Steinbänken am Fort Jesus haben unermüdliche Teegenießer ihr Lager aufgeschlagen und scheinen dort seit Jahr und Tag ihren Lebensabend im warmen Halbschatten bis zum späten Nachmittag zu genießen.
Dort spricht uns auch Pablo an, ob er uns nicht die Geheimen Ecken etwas zeigen könnte. Er selbt scheint zum Inventar dieser charmanten Stadt zu gehören, entsprechend stellt er sich auch vor als
Old man from old town.

Am Abend schließlich treffen wir unsere Beherrbergerin, mit der wir den Sonnenuntergang genießen, bei einer der für uns legendären Ingwerkaffes, serviert in gerade mal handtellergroßen schön-verzierten cups, die wir verträumt in der Hand drehen, während über der Unterhaltung der aufgehende Mond Scheinwerfergleich die Stadt mit gleißendem licht besprenkelt.

Freitag, 4. Juni 2010

Reise Reise: Mombasas Diani Beach

Hallo Ihr Lieben

vorab moechte ich mich kurz entschuldigen weniger aktiv gewesen zu sein, aber eine zukunftsbezogene Panik wie sie mich zu ereilen pflegt, wenn ich nicht genau weiss wie ich das Unvorhersehbare vorhersehen kann, ueberrante mein Wohlbefinden kurzerhand und noetigte mich jede moegliche Minute im Internet der Studienplatzorientierung zu widmen.
Entschuldigt also bitte.


Tag 6


Fruehmorgentlich wachen wir auf und geniessen den schon sich wohlig-warm aufplusternden Tag, mit seinem strahlenden wolkenlosen Sonnenscheinen, der in den fruehen Morgenstunden schon vielversprechender bezueglich Temperatur wirkt, als Kigali jemals zusagen koennte.

Vor der romatisch blau abblaetternden Holztuer waschen wir unser jeweiliges Sockenpaar aus und lassen die erste gleissende Waerme ueber unsere verzueckt grinsenden Lippen gleiten, bevor wir zum Diani Beach aufbrechen.

Hierbei handelt es sich um den von Touristen zwar bevoelkertsten Strand, aber eben auch um den Schoensten, was nicht unbedingt in kausalem Zusammenhang stehen muss.
Dorthin gelangt man, wenn man den Matatufahrer darum bittet einen an derjenigen Stelle der Parallel zum Strand verlaufenden Strasse abzusetzen, von der aus es am bequemsten sei sich zum Strand durchzuschlagen.
wer jetzt ueber diese Darstellung der Paradiesannaeherung schmunzelt, tut dies nicht zu Unrecht, denn um das begehrte Weiss zu sehen muessen wir durch eine verlassene Hotelanlage schleichen, die von einer uns misstrauisch beaeugenden Pavian-Population behaust wird. An diesem verwunschenen Ort, an dem ich mir als Mowgli in das Djungelbuch versetzt vorkomme, wird mir erst bewusst, wie riesig diese Tiere und wie unheimlich Proportional deren Gebisse sind.


Mit Stoecken und Steinen bewaffnet brechen wir abprupt durch die letzte Palmenreihe und schliessen einen Moment unsere Augen, geblendet vor Helligkeit und Schoenheit, als sich unsere Zehen in etwas Puderzuckerartiges krallen, was unser Verstand nur
widerwillig-ueberfordert in die Kathegorie Sand zu stecken versucht, begleitet von seinem laecherlichen Willen altbekannte Schubladen im Kopf zu oeffnen, sich mit eventuellem Neueinbau separater Trennwaende zu behelfen, seinem Scheitern, sowie der letztendlichen Erstkonstuktion eines Strand-Schreins zur Huldigung dieses Augenblicks weit weg von bisher gekannten Kathegorien.

Selbstbewusst-dreist und herausfordernd blickt uns die paradiesische Anmut Aug in Aug, wir zucken zuerst. Vor tuerkisem Wasser und einer erfrischenden Brise, die an unserer Kleidung sachte zerrend wogt und uns leise zufluestert, wir moegen doch bleiben und uns ausruhen. Wenn wir wollten fuer immer.

Wir ueberlegten es uns fuer die kommenden Stunden. Wir vertreiben sie uns mit Staunen, Baden und gegenseitigem Versichern wie merk-wuerdig wir im wahrsten Sinne diese Zeit finden. Als die Brandung zunimmt stuerzen wir uns in das maritime Tosen und bodysurfen auf den Wellen, werden meterweit auf den Kaemmen gespuelt. Ich breite meine Arme aus und gleite dahin, ein wunderschoenes Gefuehl.


Spaeter goennen wir uns erschoepft die letzten Minuten mit Blick auf unser Urlaubsleben. Knokking-on-heavens-door-aehnlich kippe ich laechelnd zur Seite lausche dem Rauschen, mit dem unbestimmten Gefuehl einfach satt zu sein, so reichhaltig an Leben war der Tag und so ausgetobt fuehle ich mich, wie es sonst wohl nur Kinder von sich behaupten koenen, die uebers Wochenende von ihren Eltern im Huepfburg-Baellebad-Bereich eines Einkaufszentrums vergessen wurden, ohne dass es sie stoeren wuerde.

Sonntag, 9. Mai 2010

Reise Reise: Mombasa

Tag 6

Hallo ihr Lieben

Der Zug haellt an. verdutzt schaue ich aus dem Fenster. Kein Bahnhof. Ein Schaffner laeuft durch die Abteile und beruhigt uns, die Schienen vor uns wuerden nur von einem Transportzug versperrt, es ginge gleich weiter.
Nun bin ich aber schon eine Weile in Afrika um zu wissen, dass gleich relativ ist. Ich ziehe einen Bahnangestellten in ein vertrauliches Gespraech unter vier Augen, das Gefuehl von vertrauter Sicherheit garantierend, damit ihm seine folgende Aussage nicht wie ein allzu grosser Gesichtsverlust vorkommt.

Ich: (im Inbrunstton der Selbstverstaendlichkeit) naja mehr als drei Stunden wird es ja nicht sein, oder?
Er: genau (erschrikt, als er wohl mein auf seiner Aussage ausrutschendes Gesicht sieht und korriegiert sich hastig: ) ja neee, nicht mehr als eine halbe Stunde
Ich: es ist ueberhaupt kein Problem die Wahrheit zu sagen, ich werde es niemandem weitersagen (vielsagender Blick unter uns zwei wissenden dieser Inkompetenz-verschwoerung) ich muss es nur fuer meine Planung wissen.

Schnell wird klar, abspringen und andersweitig nach Mombasa zu kommen ist das jetzige Primaerziel. Durch mangelnde Distanzkenntisse stellt sich das Verhandeln mit den Taxifahrern als schwierig heraus. Da kann man sich nur einer altbewaehrten Methode behelfen, die Grundformel des independent-reisenden anwenden:
Gesamtanzahl aller verlorenwirkenden Pauschaltouristen mal erstangebotenen unverschaemt-taxipreis noch motiviert dahergeranter moeechtegern-verhandlungskuenstler geteilt durch die angenommene Uebertreibungsrate pro Person, sodass man einen Wert herausbekommt, dessen Grad an Gueltigkeit direkt an der Fassungslosigkeit im Gesicht des Fahrers ueberprueft werden muss.

Fuer diejenigen denen sich das Prinzip nur maessig erschliesst: wir sitzen schlussendlich gluecklich mit einem amerikanischem Studentenpaar auf der Rueckbank eines veraergert in sich brummenden Taxifahrers, an dessen Aura von Unmut wir direkt ablesen meinen zu koennen, dass er den Eindruck hat, um den Mehrwert der Touristennepperei geprellt worden zu sein.
ein normaler Preis also. Man bedankt sich bei uns mit einer couchsurf-einladung nach Miami!

In der Innenstadt werden wir von unserer Beherbergerin abgeholt, einer Weltwaertslerinn, die am Festland Kenyas direkt am indischen Ozean unter Palmen stolze Besitzerin einer Huette ist, die viel angemessener scheint als im Film the beach und vor dessen Tuer man sich die Fuesse voller feinem, weissem Sand abtritt. Nicht bevor ich auf der Faehre stehe, bemerke ich, dass Mombasa kompplett auf einer Insel liegt.

Vor der Stadbesichtigung OLdtowns koennen wir uns einen vergnuegt-kindlichen Sprung in die salzige Badewanne vor der Tuer nicht verkneifen, surfen mit unseren Koepern auf Wellen bis an den Strand und gehen die zehn meter grinsend nach Hause, das Laecheln derjenigen, die das Gefuehl haben das Leben selbst ausgetrickst zu haben.

Freitag, 30. April 2010

Reise Reise: Zugfahrt nach Mombasa

Tag 5

Hallo ihr Lieben
Ratta ratta, wir sitzen im Zug richtung Kueste in einem Abteil erster Klasse, was heisst dass wir viel Platz su zweit in einem eigenen Schlafabteil haben.

Abends. Eine atemberaubende Flaeche unendlich scheinender Landschaft gleitet fast taghell, nur durch den Mond beschienen durch die Nacht. Man erkennt deutlich die Schirmarkazien und Huegel, Buesche und Felder. Ab und zu taucht ein einsames Haus auf. Wir halten an einer verlassenen Bahnstation mitten im Nichts: KIU sagt das Schild. Wo bitte?, frage ich Jonas.
Wir winken dem einzigen Bahnpersonal auf verlorenem Posten durch die Nacht zu. Sein Lachen brandet irre und so einsam auf, als hielte er uns fuer eine seiner warscheinlich durch die Oede und Langeweile seines Verstandes erzeugten Wahnvorstellungen. Gruselromantik.

Wir fahren weiter und an uns zischt die Nacht, der warme Fahrtwind und ein vereinzelt aus der Steppe hervordringender muuuUUZUUUunguuuuu-Ruf vorbei.
Wir lehnen uns aus dem Fenster und besehen durch die Wolken brechenden Mond. Er taucht alles in grau-blau und wirft bizarre Schatten durch die Landschaft. Fernab jeglicher zivilisation schieben sich die Abteile mit den in den Kabinen eingebetteten einzelnen Schicksalen wie an einer Perlenschnur aufgereihte naechtlich beleuchtete Wohnzimmer durch die Nacht.

Beim Abendessen kommt kolonialer Flair auf, als wir mit klingelndem Gloeckchen zu Tisch gebeten werden, wo schwarz-weiss bekleidete Bedienung in berueschten Schuerzen gekonnt Tee in das alte originale Tafelsilber giesst.
Gluecklich liege ich in dem inzwischen gemachten Bett und lasse mich rythmisch in den Schlaf ruckeln.


Jonas weckt mich, es ist halbdunkel. Wir hatten uns fest vorgenommen uns den eines jeden Disneyliebhabers gehegten Kindheitswunsch eines Koenig-der-Loewen Sonnenaufgangs ueber der Savanne zu goennen.

Die frische Fahrtluft eines neu angekuendigten Tages umspielt meine Haare waehrend ich aus dem Fenster lehne, eingekuschelt in Decken. Es ist Kuehl. Wie ein Scherenschnitt, in purem Kontrast stehen baobab-Baeume dunkel und selbstsicher gegen lila-blutrot getraenkte Wolken, Vorfreude verheissende Boten, am Horizont. Die Landschaft ist unendlich weit, der Horizont schier unermesslich lang, man hat den Eindruck als wuerde dem Firmament mehr Platz geboten sich frei zu entfalten.
Ich kann mich kaum satt sehen, an all dem immens Grossem, wo sich das Auge im kaum Vorstellbarem verliert. Im Vordergrund gleiten Dornenbuesche durch das Morgengrauen, feucht und kuehl, sich wappnend gegen den bevorstehenden heissen Tag. Ein Wolkenschleier zieht sich lang durch das jedes Gemaelde da vincis in den Schatten stellende Bild, sanft mit der gesammten Palette der warmen Farben spielend.

Warm liebkost ploetzlich die leuchtende Koenigin mit ihren hervorbrechenden Sonnenfingern mein Gesicht, kuesst mich in den Tag, waehrend mich ein gluehend-roter Feuerball fuer Sekunden blendet und imposant den neuen Tag ankuendigt. Wie ein sorgfaeltig drappierter Seidenschal um ein Aktmodell schmiegt sich eine zarte Wolke an den orangefarbenen emporsteigenden Leib, als versuchte sie mit geroeteten Wangen diesen anzueglichen Moment etwas zu mildern.
Wuerdevoll und anmutig steigt die Sonne empor.

Eine Glocke laeutet. Breakfast. Wiederwilig weiche ich von dem fesselnden Anblick zurueck.
Nie wieder nicht reisen fluestere ich erleuchtet-traeumerisch wie zu mir selbst, niemals, stimmt mir Jonas an meiner Seite ehrfuerchtig zu

Freitag, 23. April 2010

Reise Reise: Nairobi

Hallo Ihr lieben
Tage 2-4

Wochenende und wir profitieren von der Planung unserer Gastgeber. In einem kleinen Bus mit droehneder 90er jahre Musik schaukel ich zu Stuecken die ich aus irgendeinem unerfindlichen Grund mitsingen kann zum Takt des stop-and-go im ueberfuellten Nairobi.
Nairobi ist haesslich, schnell und voll. Nicht unliebenswuerdig. Ueberhaupt nicht. Aber so ganz anders als Kigali. Es gibt kein architektonisches Leitmotiv, alles ist bunt vermischt. Sich mit dem Umrchnungskurs noch etwas schwer tuend, besuchen wir die Attraktion einer oeffentlichen Toilette bevor wir uns durch die Stadt zu Fuss waelzen.
In einem anderen Stadteil wollen wir einen lokalen hip-hop Event besuchen, dazu steigen wir in die riesigen innerstaedtischen Busse und bitten den Fahrer uns bescheid zu sagen, wann wir aussteigen muessen. Er vergisst es. Somit bekommen wir die Chance eines Sightseeings der anderen Art, einer ghetto-safari wie man zynisch sagen koennte.
Zerfahrene unbefestigte Strassen in der exakten Farbe wie man sich den unbestimmten Begriff Schmutz vorstellt, brennende Muellhaufen an denen alle selbstverstaendig vorbelaufen- wir naehern uns der Hintergrundkulisse musikmachender Jugend.
Ich fuehle mich trotzdem komplett wohl und sicher. Mit etwas Geld in der Tasche und nichts teures dabei ist das wertvollste mein Laecheln auf den Lippen, waehrend ich mit der Stirn an der Scheibe die Distanziertheit des sich nicht einmischenden Beobachters durch ein Fenster geniesse.

Die musikalische Performance war nicht in englisch und eher bescheiden, dafuer raechte sich das erbarmungslose Publikum mit bedingungsloser Ehrlichkeit: buu-rufe und tosender Applaus. Sehenswuerdiger waren graffiti Kuenstler die sich an dem Oeffentlichen Gebaeude legal vererwigten.

Im Anschluss in eine locale bar, mit der kuenstler gruppe, in einer Gegend von der ich mir garnicht einbilde jemals einen Fus hineingesetzt zu haben, haetten wir nicht die Tipps unserer Leute gehabt.
Wir tanzen zu eher lateinamerikanischer Musik, amuesieren uns koestlich, als Jonas mit dem Blick auf sein Telephon einknickt. Todesfall in der Familie. Auf einmal wurde die ganze Kulisse unangenehm und gruselig, wir im schlecht beleuchteten, deprimierenden armenviertel, wie im Albtraum.

Ich kuemmere mich um einen schnellen weg nach Hause, unwirklich rast am Taxi die Landschaft vorbei. Brennender Muell wirft flackerndes Licht auf gespenstische Metasllskelette vergessener Autofriedhoefe.

Am folgenden morgen werden wir mit einem festlich amerikanischen pan-cake Fruehstueck verwoehnt und starten in einen Tag mit marktshoppen.
Der naechste Schock: um fluessig zu bleiben verlassen wir uns auf Jonas Mastercard um stetigen finanziellen Nachschub zu bekommen anstatt das Bargeld fuer den ganzen Urlaub spazieren zu fuehren. Die Karte wird ploetzlich eingezogen. Verzweifelt beherrschen wir uns die Hoellenmaschine nicht einzutreten.
Am naechsten Tag nach schlafloser Nacht bekommen wir allerdings die Karte wieder, schaffen es aber nicht an Geld zu kommen. Es reichte erstmal noch fuer Zugtickets nach Mombasa.


In der Innenstadt stehen wir mit unseren indischen Freunden (kennengelernt in Kigali) im Bankenviertel. Die lokalen Disparitaeten sind immens. Nairobi ist schitzophren. Uns wird von der anderen Seite als Partymetropole erzaehlt. Feiern kann man aber ueberall, wir haben vielseitige Eindruecke in so kurzer Zeit bekommen koennen und intensiver den Gegensatz Stadt-Slum erfahren.

Freitag, 16. April 2010

Reise Reise: Kenya/Nairobi Ankunft

Ihr Lieben

Jetzt habt ihr ja schon eine weile nichts mehr von mir gehoert. Das liegt daran, dass ich gerade erst aus dem Urlaub zuruekgekommen bin, von fast zwei Wochen erzaehlwuerdigem Abenteuerurlaub.

Tag 1
Wir, dass heisst Jonas und ich, hatten beschlossen nach acht Monaten Entbehrung uns einen touritypischen Flug nach Nairobi zu goennen. Andernfalls haetten wir mehr als einen Tag im Bus gesessen, heatten noerdlich des Victoriasees durch Uganda gemusst und somit einen nervenaufreibenden Grenzuebergang mehr ueberstehen muessen. So fuhren wir frueh zum Flughafen, doesten kurz fuer eine stunde nach einem Flugzeugfruehstueck ein und kamen erfrischt ohne belastetes Sitzfleisch noch am Vormittag an, um Nairobi fuer uns erobern zu koennen.

Bezueglich der Unterkunft haben wir uns fuer etwas ungewoehnliches entschieden; couchsurfing.
Im vorhinein kontaktierten wir uns beherbergungswillige Menschen via Interentplattform und hofften auf sich nicht geanderte Gemueter wenn wir erstmal angekommen waeren. In der tat boten sich einige vertrauenserweckende Voluntaers-budget-versteher prompt an. Uns wurde eine ausfuerhliche Wegbeschreibung geschickt, um wohlbehalten und nicht mehr als noetig zahlend vom Aeroport in unserem vorlaeufigen zu Hause anzukommen. Mit etwas mulmigen gefuehl, ob auch alles so klappt, wie wir uns das vorstellen, steigen wir in das taxi ein, von dem uns noch greaten wurde: bloss nicht ohne taxigesellschaft, die fahren euch sonst wo hin zwecks Habseligkeitenerleichterung. Es heist nicht um sonst Nairobbery. Aber unbesiegbar wie wir uns waehnen, wissen wir, dass sowas natuerlich immer nur den anderen passiert .
Wir behielten recht.

So warmherzig und unkompliziert kann man nicht vom besten noch-so-viele-sterne-hotel empfangen werden, wie unsere Amerikanischen Gastgeberinnen uns willkommen hiessen. Wir wurden herumgefuehrt, alles wurde auch als das unsrige bezeichnet, wir konnten unser Glueck kaum fassen, stutzten zuerst, warfen uns verstohlene Blicke zu a la: wo ist der Haken?
Doch so blieb es. Durch deren Ortskundigkeit und Hilfsbereitschaft sparten wir Geld, Zeit und Frust. Direkt nach unserer Ankunft fuehlten wir uns dank der entspannten Reiseform auch imstande eines ihrer Projekte zu besuchen, so kamen wir in Bezirke Nairobis, die wir ohne Hilfe niemals auch nur in Betracht gezogen haetten.

Wir kehren Heim nach den ersten spanennden impressionen einer Gegend, die so ganz anders als das ruhige Rwanda ist. Ueber das Wochenende, genau zu unserem Besuch sollten abends noch freunde kommen. volles Haus, internationals Aufgebot vertretener Laender, interkulturelle Gespraechsthemen, selber Humor, einhelliges Einvernehmen. Wir trinken den gleichen (auch als lokale Spezialitaet verstandenen) suesse Tee wie bei uns, dazu frisch gebackene Zimtrollen nach amerikanischem Grossmutterrezept .

Abends rollten wir uns auf den uns zur verfuegung gestellten matratzen zusammen und sannen ueber den ersten schon so voll an Impressionen erlebten tag nach., darueber, wie froh wir ueber unsere Reiseentscheidung waren.

Dienstag, 23. März 2010

Katzenexekution

Hallo ihr Lieben

die letzte Geschichte aus dem alten Haus moechte ich euch kurz praesentieren

Es war einmal an einem Nachmittag nach harter Arbeit, als ich Heimkehrte. Vor meiner tuer lag eine katze, ein schoenes Tier, elegant und anmutig mit schoenem einfarbig grauem Fell. Aus irgendeinem Grund jedoch fluechtete es nicht, sondern beschraenkte sich darauf mich bewegungslos anzufauchen. Beim naeherkommen bemerkte ich, dass es verletzt war, es sah so aus als haette jemandem ihm einen Tritt auf das Hinterteil verpasst, sodass es erfolglos auf dem glatten Untergrund mit den Vorderpfoten ruderte.

etwas hilflos wendete ich mich an Nadine, unsere rwandische Mama sozusagen, da ich mir einen wertvollen durch Erfahrung erworbenen Tipp erhoffte. sie wiederrum rief jemand anderes, der relativ ungeruehrt mit einem Mop, etwas Schwung und Hebelkraft das arme Tier durch die Luft segeln liess, sodass es etwas abseits landete. Das war ihm noch nicht weit genug, also noch einige weitere Schleuderer.

Ich konnte es nicht fassen. Unglaeubig zeigte ich Jonas was gerade passiert war, wo die Katze lag. Das sahen zufaellig einige kinder, dass auf dem Rasen scheinbar etwas aufmerksamkeitswuerdiges zu finden war. Als wir uns schliesslich etwas entfernten, stuermten die Kinder auf das Tier zu.

In Deutschland haette man Kinderreaktionen a la oooooh ist die suess, wir muessen der helfen, mama darf ich büüüüüüüütteeeee erwartet. Zu unserem entsetzen geschah aber etwas ganz anderes, es bewaffnete sich naemlich jedes der Kinder mit irgendetwas besonders stumpfen, um mit geworfenen Steinen, peitschenden Aesten oder plaettenden Felsbrocken der Katze ein besonders schmerzhaftes Maertyrium zu bereiten.

Wir scheuchten die Kinder weg, damit das Tier in Frieden ableben koenne, doch immer wenn wir den Schauplatz der Exekution verliessen, sprang die johlende Meute vergnuegt auf ihre abendliche Fernseh-ersatz Unterhaltung.
Ein brutales happy-gathering mit Blutrausch-faktor.
Mir wurde schlecht

Mir kam die Idee einer gruppenwirksamen Erziehungsmassnahme. Ich schnappte mir eins der Kinder, einen besonders fleissigen Quaeler, packte ihn an den Knoecheln und
hielt ihn mit dem Kopf nach unten ueber das in den todeskampf verstrickte Tier, was in richtung Gesicht wuetend Hiebe setzte ohne ihn zu erreichen.
Ich dachte diese lektion nach dem Motto: stell dir vor da kommt ein Riese.. und der anschliessenden Moral von was du nicht willst was man dir tut.. wuerde funktionieren, doch zeigten sich alle beteiligten unbeeindruckt. Kaum wieder abgesetzt ging das bunte Treiben weiter.

Wir zogen resignierend ab, darueber nachdenkend, ob sich an dem Verhalten der Kinder einer Gesellschaft der Grad der Zivilisation abmessen laesst, ob uns das vorhandene Gewaltpotenzial wirklich wundert.

Freitag, 19. März 2010

Boeses Erwachen

Hallo ihr Lieben

Es gibt einen besonders ausschlaggebenden Grund warum ich ausgezogen bin, den ich kurz schildern moechte.

Es ging mir nicht besonders gut, ich legte mich ins Bett und liess die Tuer unabgeschlossen, da ich eine einmal gemachte schlechte Erfahrung nicht wiederholen wollte, bei der ich hektisch an der Tuer ruettelnd mit dem schwer sperrenden Schloss nicht zurecht kam in einer Situation, die blitzartiges Verlassen meines Wohnraumes erfordert haette. Dumpf sank ich also in den Schlaf, wobei rythmisch haemmernde Kopfschmerzern mich in einen traumlosen Zustand versetzten.

Ich wache auf. Ein Geraeusch ist in meinem Zimmer. Schwer erhebe ich meinen Kopf und schaue in den Raum. Ich blinzel Zehn Zentimeter bis zum Moskitonetz und dahinter nochmal zehn zentimeter entfernt, schaut mich jemand an. Komisch, denke ich, wenn das mein Rwandischer Freund ist, dann haette er doch mal gruessen koennen, wo er schon inmitten meiner schwerlich noch extremer unzuberuecksichtigen Privatsphaere steht. Wenigstens ist er leise.

Ich ziehe das Netz hoch und blicke jemandem ins Gesicht, den ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen habe. Was dann passiert, habe ich eher als eine Art Foto-aktions-Reihe in Erinnerung, wie aus der Sicht einer dritten Person, bei der ich mich in Unterhosen und Rage auf den Eindringling stuerze.
In einem Mal entlaedt sich naemlich der ganze gesammelte Frust und saemtliche angestaute Wut an diesem betrunkenen Einbrecher, der wohl alle Tueren versucht hatte zu oeffnen um dann schliesslich bei einem Privatsphaeren-ueberempfindlichen Bewusstlos-scheinenden im Raum zu stehen, der zufaellig ich war. Wie eine Mutter uebernatuerliche Kraefte entwickelt, wenn ihre Kinder unter einem Baum eingeklemmt werden, legt sich bei mir der Schalter in dem Moment um, als meine letzte Bastion des Rueckzugs, mein Kleinod angegriffen wird. Ich bin das in die Ecke gedraengte Karnickel von neulich.
Nur Staerker.

Kurz bevor ich ihm meine non-verbale Aussage entgegenschleudere, faselt er auch noch irgendwas von Tieren, er versucht allen ernstes mir weisszumachen, dass er seine Ziege in meinem Gemach verloren habe. Das ich mich dadurch zusaetlich zu meiner Rage auch noch verspottet fuehle, kommt ihm nicht sonderlich zugute.
Ich lege ihm eindringlich ans Herz sich alsbald aus meinem Heiligtum zu verlieren und komplimentiere ihn situationsgerecht hinaus. Es muss von aussen geradezu albern ausgesehen haben, als ich ihn mit einer Hand am Nacken ueber den Graben schleudere und er tatsaechlich ein ganzes Stueck durch die Luft segelt um unsanft zu landen.
Ich schreie irgendwas in blindem Hass hinter dem sich aufrappelnden und warscheinlich sein Glueck kaum fassenden Einbrecher hinterher, waehrend dieser, ohne Lynchjustiz zu erfahren, tuermt.

Ich lege mich ins Bett und versuche mich zu beruhigen. Mit sinkendem Herzschlag und dem Ruecktausch Adrenalin-Zurechnungsfaehigkeit gehe ich diese so unwirklich scheinende Situation im Kopf nocheinmal durch. Entspannung kehrt ein.
Moment. Wer sagt denn, dass ich nicht aufgewacht bin, wo er den Raum gerade verlassen wollte? Wenn er laengst alles hat was er will? Wieder spuere ich das Blut wallen, schaue mich um.
Wo ist mein Handy? Weg! Aus mir bricht ein Urschrei der Verzweiflung und Rachegefuehls hervor. Ich springe in meine Sachen und renne los. Ich weiss keine genaue Richtung und stuerme deswegen durch das Viertel. Was hat er eigentlich an? Mir wird klar, dass er vor mir stehen kann, ohne dass ich ihn eindeutig identifizieren koennte. Er hatte ein orangefarbenes Oberteil an.

Die erste Person die ich frage bietet sich spontan wiederstandslos an sich von mir durchsuchen zu lassen. Ich kann mir vorstellen einen sehr wilden und wahnsinnigen Eindruck gemacht zu haben; die zweite Person greifft sofort in ihre Tasche nachdem sie mich nicht versteht und zueckt ihre Brieftasche um mir ihr gesamtes Bargeld darzureichen. Ich lasse ihn los, bemerke dass er selbst allem anschein nach zu glauben scheint ueberfallen zu werden.

Kochend und erfolglos kehre ich Heim, vefluche die Welt.

Ergo: Handy weg, bis heute, der Umzug war mir auf einmal sehr wichtig und ich versuche die ganze Episode unter der Uerberschrift :ich bin ein ueberreagierender Materialist abzuhaken.
Dennoch frage ich mich, was passiert waere, wenn er bewaffnet gewesen waere, oder ich eine meiner Voluntaer-Freundinnen und er nicht auf Geld aus?

Freitag, 12. März 2010

Umzug

Hallo ihr Lieben

Die Ueberschrift laesst nur das Beste vermuten und tatsaechlich ist es wahr: wir sind umgezogen. Wir, das sind Jonas, Philip und ich. Nahe der Innenstadt und nicht zu weit entfernt unseren jeweiligen Abreitsstaetten, bezogen wir ein Haus in schlechtem Zustand. Mit dem unbedingten Willen und Ehrgeiz dreier junger Maenner und bis an die Zaehne bewaffnet mit Farbe fuer Boden und Waende stuerzten wir uns auf unser neues Heim.

Rwandsich untypisch streichen wir alles hell, die Waende weiss und den Boden grau, waehrend wir polit-kabaret hoehren und tee schluerfen. Fuer alle die sich fragen ob ich das ernst meine, ja, hier bepinselt man auch den Fussboden, weil er aus Stein ist und taeglich gewischt wird. Das Haus besteht aus einem grossen Salon mit Sitzgelegenheiten und angeschlossenem ess-salon.
Die Kueche war ein Alptraum. Gemaess rwandischer Kultur gehoert der Ort der Essenszubereitung nach draussen und somit nicht zum Wohnraum. Obwohl diese aber bei uns im Haus liegt, wurde trotzdem gefeuert was das Zeug hielt. Kohlrabenschwarze Waende, eine Decke zum Fluechten und ein Boden, der jeder Beschreibung von Siff spottet. In wochenend- bzw nacht-hau-ruck-aktionen befreiten wir die verborgene Schoenheit, die nur auf ihre Erloesung gewartet hatte.
Ein Raum dient als Lager, ein jeder hat ein Zimmer und der letzte Raum stellte Flaeche zur freien Verfuegung dar. Was also tun? Drei Jungs- also vielleicht ein Kicker-,Billard,-oder Bar-raum?
Schlussendlich entschieden wir uns fuer einen begehbaren Kleiderschrank, damit die Zimmer wirklich perfekt genutzt werden koennen und die Waesche nicht durch das Haus wandert.

Mein Zimmer ist das groesste des Hauses, mit weiter ausladender Fensterfront und Blick auf den gegenueberliegenden Huegel und toll erleuchteter Skyline bei Nacht. Im Vordergund vor meinem Ausblick liegt unser Garten. Den gibt es naemlich auch noch, und nicht zu knapp, in dem wir angefangen haben die von Philips franzoesischer Mutter geschickten Lavendelsamen zu saeen. Morgens bis zum Vormittag geht die Sonne so auf, dass ich hell erleuchtet erwache- ziemlich wichtig fuer mich, Helligkeit ist ein absoluter Gute-laune Faktor. Wenn ich euch frage, was ihr glaubt, wie ich wohl zu so viel Platz komme, dann sagt ihr, dass wir uns warscheinlich demokratisch drum gepruegelt haben. Nein. Fast. In einer epischen Schlacht schnick-schnack-schnuck umwickelte dramatisch mein Papier jonas‘ Stein und garantierte mir so fuer das restliche halbe Jahr den Wohlfuehlraum meiner Wahl.
Die Decke haenge ich mit leichten blaulich schimmernden Stoffbahnen ab, das minimalistische weiss-in-weiss Thema wird aufgelockert durch Kerzen und Masken an den Waenden. Das Ziel ist es mit dem Haus soweit fertig zu werden, das wenn wir am Ende dieses Monats unsere Kenia-Tanzania Reise machen, in einen ansehnlichen Wohnraum zurueckkommen und nicht sofort wieder fluechten wollen.


Ein Tehma, dass unter uns auch mit Zwiespalt betrachtet wurde, war das der Ordnung, des Waeschewaschens, des Putzens und Garteninstandhaltens. Als Resultat haben wir jetzt eine Angestellte. Fuer all diejenigen, deren Inneres jetzt aufbegehrt und in deren Kopf sich Saetze bilden wie: so habe ich mir ein Jahr voller Entbehrung aber nicht vorgestellt! Oder: denen muss es ja echt dreckig gehen, da unten, so ganz ohne Lebensstandard! Moechte ich das gerne erklaeren. In unseren Augen ist es natuerlich komisch und vielleicht sogar anmassend jemanden dafuer zu bezahlen, dass zu machen, wozu wir uns zu schade sind. Es ist eine Arbeit die wir selbst nicht machen wollen, ergo gefuehlt unmoralisch. Man hat ein schlechtes gewissen. Sagt man das aber so einem Rwander, versteht er die Welt nicht mehr, denn ich sollte mich lieber schaemen, dass ich, wo ich doch etwas Geld ueber habe, nicht jemanden genau fuer sowas einstelle, halbtags, der so sein Leben fuer sich und seine Kinder sicherstellen kann, mit gesichertem Einkommen, sich bei so hoher Arbeistlosigkeit gluecklich schaetzt.
Wenn wir sie nicht einstellen, dann tun wir niemand anderem als uns selbst einen Gefallen, unsere innere Kopfstimmen schweigt dann , aber in ihren Augen, von Mama Lili, so heisst die gute naemlich, waeren wir schlicht geizig und unhilfsbereit. Alos ist es uns unser Taschengeld wert mehr Freizeit zu haben und darueberhinaus noch etwas gutes getan zu haben.

Aber genug der Rechtfertigungen im Vorhinein. Wenn wir jetzt auf unserer Terrasse sitzen und uns unterhalten, dann auf Franzoesisch. Mit Philou als bilingualer Stuetze dieses Unterfangens und Jonas mit Austauscherfahrung und inniger Liebe zur Aix-en-provence, sowie mir, als Sprachliebhaber, werden wir die restliche Zeit nutzen, um uns privat komplett an diese schoene Sprache zu gewoehnen.

Montag, 8. März 2010

Halbjaehriges IV

Wir betreten die gruene Hoelle.
Einmal mehr raubt uns die natur den Atem. Vielleicht auch wieder die Hoehe und das unwegsame Gelaende. Typisch rwandisch ist alles huegelig, bald sieht man von oben in gruene dichte Taeler, wo die pflanzen erbarmungslos um Licht und Boden kaempfen, dann wiederum von unten alles ueberragende Eukalyptusbaeume, oder Farne, die so riesig sind, dass sie Staemme haben. An den haengen Kaskaden aus gruen, dicht und undurchdringlich, man ahnt waage was fuer schaetze unserer Umwelt verborgen liegen.

Durch die Geraeuschkulisse des Urwalds mit Insektenzirpen, Vogelgezwitscher, Tiergeschrei und ploetzlicher Stille dringt ein rauschen und krachen. Wir ahnen den Wasserfall und seine Ausmasse, wenn er es schafft sich in dieser Umgebung Gehoer zu verschaffen. Bevor wir ankommen offenbart sich durch eine sich teilenden Urwaldvorhang ein erster Blick auf das maechtige ungetuem und verschwindet wieder. Ich schnappe nach Atem. Ueber glitschige Felsen steigen wir heran. Unter uns schaeumt das wasser. Ich stutze. Das Wasser ist schwarz. Ich komme mir vor wie auf dem Weg in die Unterwelt, herzklopfend betrachte ich das wuetende Wasser, ein vergessener Bruder des Flusses Styx.
Und da ist er. Vor mir tut sich ein Anblick auf, der mir den Atem stocken laesst. Wir sind umgeben von Felswand, ungefaehr achtzig Meter hoch. Ich drehe mich im Kreis und schaue unglaeubig zum Himmel hoch duch das Loch der offenen Hoehle. In unzaehligen winzigen Tropfen in der Luft bricht sich das Licht und ueber uns spannt sich zart ein Regenbogen wie die bunte schuetzende hand von Mutter Natur. Die Felsen waren ueber und ueber bedeckt mir Planzen, vereinzelt gesetzte Bluetenfarbtupfer dazwischen. Der ganze Ort hatte etwas magisches, etwas lebendiges, sollte die Natur selbst irgendwo geboren worden sein, dann hier.

Tobend und kraftvoll schiesst das Wasser uns entgegen, nur an einer Stelle bricht der Strahl so an der Aufprallstelle, das keine Gischt spritzt, wo man aber vermutet, das besonders freche Wasserspritzer einen jeden Moment mitreissen koennten. Genau dort lassen wir nus auf einer schmalen Holzbank nieder. Wir besehen dieses Spektakel unersaettlich. Auch wenn das Wasser immer aus der gleichen Stelle kommt, immer die gleiche Strreke fliegt, ist es stes aufs neue fesselnd und spannend, jedes bischen Wasser faellt auf seine persoenliche Art, zelebriert mit tosendem Lachen und plaetscherndem Wispern die Sekunde des freien Falls, den kurzen Moment der fliegenden Freiheit.
Die Seele des Ortes schaut laechelnd zurueck auf uns und unsere weit aufgerissenen Augen und offen stehenden Muender. Die dort verbrachte Zeit in der Gegenwart dieser Mischung aus reissender Kraft und unberuehrter Eleganz in der Natur lotet die Seele wieder ein. Man ist ganz bei sich selbst und atmet die Gegenwart ein.
Selten habe ich so etwas wunderschoenes erlebt.

Freitag, 5. März 2010

Halbjaehriges III

Hallo ihr Lieben

Guide: Eure Campingstelle ist nicht weit, ihr lauft kurz durch den Wald. Wir:Okay? Wir klemmen also unsere Taschenlampen in den Mund, greifen den Teller mit den runden Amandazis in eine Hand und schulterten die Rucksaecke um die Schlitterpartie bzw. die rwandische Version eines Eierlaufs zu beginnen. Unzureichend durch ein Bletterdach abgedeckt sehen wir den Platz, wo wir also naechtigen sollten. Problem eins: da stand schon ein Zelt. Problem zwei: waehrend des Aufbauens bemerken wir, das unser high-end Schlafzimmer aus dem kigalesischen Supermarkt einwandig ist. Prompt faengt es an zu regnen. Unser Nachbar entpuppte sich als weltreisender Leipziger, der gewillt ist uns zu helfen. Feststellend, dass der Innenraum des Zeltes im Urwaldregen ganze zwei Minuten trocken bleibt, siedeln wir um unter einen Pavillon. Der Freiraum ist zugegebenermassen bescheiden und ausserdem dazu gedacht um Lagerfeuer im trockenen geniessen zu koennen. Worauf wir natuerlich nicht verzichten wollen. Also draengen wir unser Plastikungetuem in die eine Ecke und das prasselnde Feuer in die andere.
Zu meiner Ueberraschung wache ich nicht in einem geschmolzenen Plastikball auf, dafuer aber in einer Raeucherstube. Eingeschlafen war ich naemlich in meinen Schlafsack gekuschelt auf die Flammen schauend. Neben mir unterhielten sich die zwei, mir wurde wohlig warm, die Schatten der mich umgebenden Natur tanzten im Licht und ich doeste entspannt weg. Der Zeltingang blieb aber offen.
Das erste mal werde ich geweckt weil sich etwas im Zelt bewegt. Urwaldtiere, denke ich, trete ein paar mal zu und schlafe wieder ein. Der wecker klingelt, Wir haben nicht viel Zeit alles abzubauen, unser vorbereitetes Fruehstueck vom Vortag runterzuwuergen und uns anzuziehen. Meine Kleidung hatte ich mit in den Schlafsack gestopft um morgens in warme Socken und co. schluepfen zu koennen. Mein Freund allerdings war etwas mies drauf. Er hatte einen harten Untergrund ohne Matte, in seinem Schlafsack gefroren und als er deswegen nachts die Zelttuer zuziehen wollte wurde ihm in den Ruecken getreten.

Zwei touren standen an, insgesamt fuenfzehn Kilometer durch den Urwald. Das Highlight aber war die Wasserfalltour. Vier Stunden zu Fuss, perfekt ausgeruestet mit zwei Kekspackungen pro person und bewaffnet mit einem halben Liter Wasser fuer uns beide, stapften wir los.

Bevor es in das kalttropische Pflanzengewirr geht, laufen wir durch eine Teeplantage. Huefthoch waechst das zukuenftige Getraenk in saftigen, frischen gruentoenen. Wir stehen auf einem perfekt kultivierten Huegel, der einen Rundumblick bietet. Wir werden uns gewahr was fuer ein Segen der Regen in der Nacht zuvor war, denn man konnte so weit sehen wie der Horizont es zuliess. Ueber einem silber glaenzendem Kivusee erheben sich majestaetische Wolkenformationen, an deren Unterseite die aufgehende Sonne verspielt die Morgenroete wirft. Inselformationen stehen klar umrissen im geschmolzenen Silber und in der Ferne wird der Blick durch Gebirgsformationen im Kongo gefangen. Es ist so kalt, dass wir unseren Atem sehen koennen.

Freitag, 19. Februar 2010

Halbjaehriges II

Es gibt zwei Stationen im Urwald-areal, wir fuhren gleich ganz durch bis fast zur Grenze am Kongo, um dort die laengste Tour zu machen, die auch am zeitaufwaendigsten waere. Wir kommen an, gluecklich und erschoepft, zu allem bereit, bis uns erklaert wird, dass es schon zu spaet sei, die Wanderung koenne aufgrund bald eintretender Dunkelheit (durchgaengig sechs uhr abends in Rwanda) nicht mehr durchgefuehrt werden. Aber in der Mittelstation (wohlgemerkt 1h zurueck) gaebe es kleinere Touren.

Sack und pack geschultert, an den Strassenrand gestellt, Lift bekommen. Von zwei wilden Kongolesen in komischer Szenerie, denn ein deutscher DHL-wagen hielt fuer uns an, beladen mit Paketen, die eine wahnwitzige Irrfahrt schon hinter sich haben ueber alle moeglichen Arten von Abkuerzungen, der Fahrer ausgestattet mit passendem Polohemd und eher orientalisch wirkender Kopfbedeckung in passenden Farben. Zwischendurch mussten wir anhalten um schaulustig einem Unfall beizuwohnen. Der Fernseher-ersatz auf der Urwaldstrasse. Unglaeubig schauen wir einige hundert Meter einen Abgrund herunter, ein Tanklaster hatte eine riesige Schneise in das Gestruepp gerissen. Mulmig wird mir klar, dass hier hinter jeder Hecke so der Unfallort aussieht, kein Wunder bei schliddriger Fahrbahn und Gegenverkehr, der geanu wie die eigenen Fahrer nach dem Kurven-Motto faehrt: sooo warscheinlich ist das garnicht dass genau jetzt einer um die Ecke kommt, ich schneide mal gerade eben die Kurve.

Zurueck zum Unfall.
Hatte der etwa Benzin geladen?
Nein, keine Angst, nur Cherosin!
Na dann !?!

Wir werden abgesetzt und finden keine Rezeption. Von einem angestellten, (der den Wald zu fegen scheint) werden wir auf ein Zelt verwiesen. Dieses Provisorium wird mit Solarplatten, ueber die man druebersteigen muss, mit Strom versorgt. Drinnen duerfen wir gemuetlich platz nehmen, neben Funkstation und Tresor, der so garnicht in das Bild passen will.

Wir hoeren zu unserem Schrecken eine Info schon zum zweiten mal diesen Tag: es wird langsam spaet, man muesse vorsich..
Wir gehen sofort los!! Entscheiden wir
Sicherheitshalber nehmen wir die kuerzeste Strecke, von nichteinmal zwei Kilometern, die als der Farnweg gepriesen wird. Machbar, entscheiden wir, legen unsere Taschen ab, lassen uns Wanderstoecke geben und traben umgehend los.

Die Landschaft ist atemberaubend schoen. Ueber Moosbewachsene Wege von hohen Baumen gesaumt, folgen wir unserem guide. Boegen aus Wurzeln und Lianen lassen uns durch gruene Urwald-Tore schreiten. Ich habe wahrlich den Eindruck den Palast der Mutter Natur zu betreten. Tempelgleich ist die Stille und verwundert bemerke ich, wie sich ein Knoten in meiner Brust loest, von dem ich nicht bemerkt hatte, dass er im Laufe des manchmal stressigen Stadtlebes entstanden war. Tief atme ich die saubere Luft ein und entspanne mich beim Wandern.
Dennoch sind wir ordentlich am Schwitzen, der Kreislauf hat alle Muehe nicht zu kollabieren. Da wir weder hasten, noch reden, fragte ich verwundert, wie hoch das Areal denn gelegen sei.
2500 Hoehenmeter- mir wird einiges klar.

Ich will auf die Uhr- mein Handy- schauen fuer die Zeiteinteilung. Es ist nicht da. Mir faellt meine zugegebenermassen haengende Sitzposition im Auto ein und dunkel vorahnend betaste ich die Weiten Taschen meiner ausgelutschten Leinenhose. Weg. Definitiv. Wenn ich mich jetzt aufrege, denke ich mir, dann habe ich den augenblicklichen Schaden des Ueberreagierens und, sollte es tatsaechlich wieder auftauchen, in der Retropspektive den Aerger ueber die Tatsache, dass ich mich umsonst aufgeregt habe.

Aktzeptanz, waere jetzt das beste, konstatiere ich, besehe mir die Landschaft und lasse mir den Moment nicht verderben, geniesse die Tour zu Ende. Spaeter rufen wir mein Telefon an- der Fahrer unseres Lifts geht ran. Er moechte es mir gerne wiedergeben. Laechelnd denke ich daran, wie wir netten smalltalk gehalten hatten, ich meinem Kumpel dazu angehalten hatte sich nicht nur stumm hinten in den Wagen zu hocken, sondern freundlich zu kommunizieren und wie ich mich schliesslich mit Kaugummis eher scherzhaft bedankt hatte, ueber die er sich aber gefreut hatte.

Nach der Wanderung stehen wir vor der Qual der Wahl: erst essen oder erst das Zelt aufbauen? Das Risiko eingehen nichts essbares mehr kaufen zu koennen, oder im Dunkeln im Urwald das Zelt aufzubauen? Wir stuermen den kleinen Shop und kaufen uns ein Festmahl zusammen. Stirnrunzelnd besehen wir unsere Tafel: Amandazi, soll heissen frittierter suesser Brotteig und kulinarische Garantie das gesamte restliche Wochenende nicht mehr in Verlegenheit geraten zu muessen in unpassender Situation nach sanitaerer Entspannungseinrichtung zu suchen, trockene Butterkekse, die konsequente Weiterfuehrung dieser Grundidee, dazu uebermaessig gesuesster schwarzer Tee mit Milchpulver als Abrundung des Leitmotivs, abschliessend die Kontrastierung und diuretische Wiederherstellung der Ausgangssituation durch je eine aus Thailand importierte eher weniger vertrauenserweckende Dose Sardinen in langweiliger Tomatensosse.

Durch die Reichhaltigkeit unseres Abendbrotes und eingetretene Erschoepfung motiviert, schlemmten wir bis zur Daemmerung drauf los und assen begeistert fast die Haelfte. Die reichte, um uns in den Zustand ungewollter Bewegugsunfaehigkeit zu versetzen. Die andere Haelfte war als energiespendendes Fruehstueck fuer den naechsten Morgen gedacht.
Dann sahen wir uns mit dem Problem des Campens bei Nacht konfrontiert.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Halbjaehriges I

Tag meine Lieben
am sechsten Februar war ich ziemlich genau ein Jahr hier. Ich bin mir nicht sicher, ob ich guten Gewissens sagen kann, das die Zeit schneller vergangen sei als man denken wuerde, denn ich erinnere mich an einige Momente, wo ich nur dachte O mann, und das ganze ein jahr lang? Ich hatte euch daran auch teilhaben lassen, ihr wisst was ich meine.
Zweifellos hatte ich mir etwas verdient, mir ueberlegt mich selbst zu belohnen und ein Wochenende im Nyungwe Nationalpark zu verbringen. Der liegt im sued-westen und ist weniger fuer seine Tiere als fuer seine bestechende Botanik bekannt.
Urspruenglich wollten wir, ein Freund und ich, schon am Freitag nach Butare aufbrechen, eine groessere Stadt auf dem Weg, dort bei Freiwilligen uebernachten und am naechsten Morgen in aller Fruehe weiterfahren. So haetten wir die Fahrt von ueber sechs Stunden verteilt und haetten ausserdem das Nachtleben in bessagter Stadt noch abgegriffen, was durchaus lohnenswert ist, da es sich um eine Studentenstadt handelt, die besonders attraktiv durch die hohe Zahl an einem gleichgesinnten Leuten ist, die am Wochenende uns ganz aehnlich ihren Stress abtanzen wollen.

Das war der Plan. Er klappte nicht. Spontan blieb ich in Kigali um auf eine Privatparty zu gehen, die versprach etwas aktuellere europaeische Musik zu spielen. Nach einem halben Jahr tekkno aus den neunzigern war der Reiz einfach zu gross.

Der weitere Verlauf ist dann etwas aergerlich. Ich dachte mir, es sei kein Problem den allerersten Bus von Kigali aus zu nehemen, ich muesste nur frueh genug aufstehen und zuegig losgehen. Sicherheitshalber packte ich noch nach meiner abendlichen Rueckkehr die Tasche. Bestandaufnahme: Wenn ich jetzt sofort ins Bett gehe und innerhalb von zwei Minuten einschlafe, dann habe ich noch fast genau eine dreiviertelstunde Schlaf. Kein Problem dachte ich, ruhe ich mich halt nur kurz aus, und ueberhaupt, aufstehen kann ich ja ganz gut.

Ich wachte auf, weil mein Handy klingelte. es war nicht der Wecker, sondern mein Kumpel in Butare. Ich sollte dort dazusteigen. Wo bist du? ich blickte mich kurz um: genau, das mir vertraute Moskitonetz, mein abfahrtbereiter Rucksack, ich gucke an mir herunter: Hemd?
Mist, ich bin weder im Bus noch angemessen angezogen noch auf dem besten Weg mir mein eigenes Geschenk zu goennen.
In Rekordzeit kleide ich mich um, lasse die Sachen liegen, die ich mir bereit gelegt hatte ums sie in die Tasche noch in der richtigen Reihenfolge zu stopfen, haste hinaus, stolper ueber die letzten uebrigbleiber und nachhause-kommer, renne zur Strasse, fahre in die Stadt, komme am Ticketschalter an. Man versichert mir, dass die Fahrt verfallen sei, ich mich umsonst abgehetzt haette, ausser ich wuerde den Bus, der innerhalb Kigalis mit etwas Glueck noch rumgurkt, einholen und somit meine Fahrt ins Glueck und den Urlaub noch einfordern.
Im Tiefflug durch die Stadt um festzustellen: zu spaet. Bloooooss nicht aufregen sage ich mir und kaufe mir ein Ticket zur naechstmoeglichen Abfahrt. Zerzaust setze mich in eine kleine Allimenatation und fruehstuecke eine Ikivuguto (Mischung aus Buttermilch und Naturjoghurt) mit Sambusa (fleischgefuellte Teigtaschen). Endlich im Bus. Ich sitze ganz vorne und doese weg, einerseits aus erschoepfung, andererseits, weil ich einfach die Augen vor dem Halsbrecherischem Fahrstil meines fahrers verschliessen will.
Butare, Freund steigt ein, gesteht umgehend, dass er unseren Proviant hat liegen lassen. Halb so schlimm, ein ganzes Wochendende durch den Jungel wandern ohne was zwischen die Zaehne zu bekommen, verspricht interessant zu werden.

Samstag, 13. Februar 2010

Sauna II

Halbzeit. Wir duschen uns lauwarm und setzen uns in den Abkühlraum zum pöbelnden Fernseher zur Entspannung. Selbstbedienung mit schwarzem gezuckertem Tee zur Aufrechterhaltung des Kreislaufs.
Während wir uns unterhalten fällt plötzlich der Strom aus. Ich bekomme Panik. Eher ein Gefühlsgemisch aus verwundertem Unbehagen und apokalyptischer Angst, denn die Tür wird aufgerissen, Licht wird mir jäh ins Gesicht gestrahlt von hektischen, besohlten Invasoren im Barfußbereich ausgehend, und das akkustische Äquivalent eines Salven auf mich abfeuernden Sturzkampfbombers kracht durch das geschlossene Fenster; erst kurz bevor ich mich bäuchlings hinschmiss um nackt zur Tür zu robben, begriff ich jedoch die Situation.
Die Zwei Sekunden ohne Beschallung der Glotze, ausgelöst durch den Stromausfall, die eintretende Dunkelheit, hatten gereicht, um meinen Puls auf entspannte dreissig Schläge pro Sekunde zu senken. Als jedoch das uns bestürmende Personal des Wohlfühltempels tueraufreissenderweise übermotiviert versuchte uns zu beruhigen und somit das Gegenteil bewirkte, versäumte ich offenbar, dass ich mich nicht in Lebensgefahr, sondern in einer der wenigen Kigalesischen Einrichtungen mit Notfallgenerator befand.
Ich hatte nicht gewusst wie schnell Botenstoffe, zum Beispiel Adrenalin, ausgeschüttet werden können und anfangen zu wirken, bis zu eben jenem Zeitpunkt, wo ich mich im Bruchteil einer Sekunde unter meinen durch häufige Frequentierung tiefergelegten Plastikstuhl gefaltet hatte, mit einem terrorisiertem Kaninchen-gedraengt-in-Ecke-Blick hervorstierte und ein Herztrommelwirbel von gefühlten dreihundert Penetrationen pro Minute mein Herz in der Kehle Schlagen liess.
Die restliche Zeit hätten wir uns lieber Kerzen gewünscht anstatt eines Generators, vielleicht wäre es dann möglich gewesen, das Wort seines Sitznachbarn oder das Eigene zu verstehen. Man lernt halt sich zu arrangieren.

Abschlussmassage. Entspannt und durchgeknetet komme ich aus der Kabine, die von innen verschlossen war. Im Raum meiner vorangegangenen Schlachtfelderfahrung warten die Jungs auf mich.

"UND?" sie machten einen leicht verstörten Eindruck
"Was soll sein?" fragte ich verwundert
"Na ja Massage?!? Wie gings aus?"
" Aufgestanden. Angezogen. Raum verlassen, normal sollte man meinen?"

Anscheinend nicht, wie sich herausstellen sollte, denn beide wurden mit der Hand der Masseuse in ihrem Schritt gefragt, ob sie eine "Verlängerung" wünschen würden. Ich wurde offensichtlich garnicht erst gefragt, weil ich als letztes an der Reihe war und meine Vorgänger mit ungläubig-verstörten Blicken und gestammelten Antworten die Guppentendenz eindeutig klargestellt hatten.

"Nie wieder Massage in geschlossenen Räumen" fiepst der eine
"Ich fühle mich schmutzig und unentspannt" wimmert der andere"
"Ab jetzt nur noch vor allen auf'm Boden" schließt der erste
"Also ich fand es klasse Jungs" beendete ich

Dienstag, 9. Februar 2010

Sauna I

Hallo ihr Lieben
Mit einem Handtuch (Stoff in typischem rwandischem Muster gehalten) und Einheitslatschen, Neonfarben, betreten wir den Saunabereich. Ein ungewohnter Anblick bot sich uns:
In dem dunkelsten halbdunkel, dass man sich vorstellen kann, glänzen die Holzbänke schweissdurchtränkt im Licht, bei reflektionslosen Flächen vermuten wir Mitbenutzer. Das Licht dringt aus einer schwarzlackierten Glühbirne an der Decke, besser gesagt aus der Stelle, wo die Farbe abgeplatzt ist. Es ist unglaublich heiss und die Luftfeuchtigkeit ist maximal, die Luft ist so gesättigt, das ich erst glaubte die Tür nicht aufgemacht zu haben, oder gegen eine Glaswand gelaufen sei.

Wir treten ein. Und treten fast drauf. Denn am Boden erblickten wir ein bizarres Gliedmaßen- Gewühl. Zwei Männer räkelten sich am Boden, der eine lag auf dem Stöffchen, dass wir um die Hüfte gebunden haben, auf dem gefliesten Boden, nackt, der andere auf seinem Hintern und fummelt an ihm herum. Wir stutzen, überlegen kurz ob wir hier richtig sind. Waren wir. Wir wurden schlicht Zeugen einer Rwandischen Massage, wobei die Szenerie (wie ich einmal mehr erstaunt feststellte) eher antik wirkte, die "Zuschauer" logierten amphitheatergleich in aufsteigenden Reihen und sahen dem Treiben in der Arena zu. Mathiacus setzte sich dazu.

Komischerweise präferierten alle nach uns kommenden Gäste sich in die gegenüberliegende Reihe zu quetschen, anstatt in unserer Nähe gemeinsam mit uns zu schwitzen- Apartheid selbst gemacht. Ich kam mir vor wie einer von wenigen Auswärtsfans bei einem komplett ausverkauften Heimwärtsspiel der gegnerischen Mannschaft, etwas verloren, aber andererseits froh um den Umstand nicht mit Bier bzw. Schweiss bespritzt zu werden und versehentliche oder mutwillige platzschaffungsintentionierte Ellenbogenstöße des Sitznachbarn zu kassieren.

Da sass ich nun auf dem schwarzen Holz, welches vermutlich nie die privilegierten Konsequenzen eines >lassen sie bitte kein Schweiss auf das Holz kommen<-Schild erfuhr, ursprünglich hell war und fing pflichtschuldig mit dem Schwitzen an. Vergeblich suchte ich erhitzte Steine, Aufgusskessel und Schöpfkelle zu erspähen, doch der Saunameister war allgegenwärtig. schliesslich war dieser für den Tee, bzw. den Abwasch, sowie die Sauberkeit zuständig, massierte nebenher die Gäste inclusive Gesicht, wenn er nicht gerade den Lappen füs bodenwischen auswrang und wuselte somit stets umher. Die Gruppenerfahrungswirksame Massage vor allen, den rwandisch untypischen Exhibitionismus verstanden wir in dem Moment noch nicht.
Die Technik des Erhitzens bestach durch Simplizität: in einem riesigen Topf brodelte das Wasser und sorgte so für genügend Humidität, von Zeit zu Zeit wurden frische Eukalyptusblätter hinzugefügt, dieser Sut wiederum sorgte für den guten Geruch.

Freitag, 29. Januar 2010

Apabena


Salut ihr Lieben

Was ist Apabena? Eine der vielen rwandischen Begruessungsformeln, die euch schon vorgehalten wurden? Nein. Es ist der Name unserer Unterkunft, in der wir Freiwilligen zur Zeit wohnen und die dieses Wochenende fluchtartig verlassen wird. Um das zu erklaeren, muss kurz die Wohnungssituation erlaeutert werden.
Wir Voluntaere, und das sind elf Stueck, leben in einer Art Jugendherrberge auf einem offenen Gelaende. Das klingt lustig, allerdings ist der Gedanke von einem halben Jahr Zeltlagerspass ungefaehr so reizvoll wie die Vorstellung seine Lieblingsmahlzeit drei Stunden am Stueck zu essen. Naemlich eher belastend.
In einem Gebaeudekomplex mit zwoelf Zimmern, wobei jeweils immer sechs mit der Rueckseite zur anderen Haelfte gelegen sind, kann das Grundstueck umlaufen werden. Zum Beispiel von uns. Zum Beispiel von Fremden. Die sind deshalb nicht selten auf unserem gelaende anzutreffen, weil dieses guesthouse eigentlich zu einem ganz anderen Zweck als der dauerhaften Belagerung konzipiert wurde, eher zur Wochenendverbringung.
Dazu kommt noch, dass es sich um eine Art Kombinationsunternehmen handelt, mit angeschlossenemn Restaurant, wodurch Fremde eigentlich der Standard sind. Abgeriegelt ist unsere Sphaere somit nicht. Alles ist frei zugaenglich. Vor unseren Zimmern marschieren dann Einheimische, samstagabends oefter auch mal Betrunkene einheimische, entlang und schauen in die Raeume. Und das ist das Kernproblem unseres Dilemmas: die fehlende Privatsphaere. Die Sanitaeranlagen befinden sich im mittleren Durchgang und werden grosszuegig nicht nur von uns Besitzern benutzt, sondern auch vom Klientel des Restaurants. Angebrachte Papierschilder und neuinstallierte Holztore konnten dieses Problem der freien Zugaenglichkeit bisher etwas eindaemmen.

Aber das problem besteht weiterhin und der Vergleich waere der folgende:
Man wacht morgens auf, zieht die Vorhaenge und damit die einzige Barriere zur ausseren Welt zurueck. Man oeffnet die Tuer, kommt aus dem Schlafzimmer in Unterhosen und da sitzt im Flur auf dem Weg zum Badezimmer in der eigenen
Wohnung jemand an einem Holztisch im Weg, du hast ihn noch nie in deinem Leben gesehen und mit erwartungsvollem Blick hofft er darauf, dass du, dein Handtuch aus peinlicher Beruehrtheit, schnell um dich wickelnd, seine ueberschwaengliche
Begruessung erwiederst, waehrend du dich an ihm vorbeizwaengst und schnell in der Dusche verschwindest, die du dir in deiner elfer-WG mit allen teilst, weil die andren drei Duschen ausgefallen sind und seit deiner Ankunft auf Wiederbelebungsmassnahmen hoffen. Nach einem halben Jahr Routine.

Der Gast von Einem ist auf grund mangelnder raeumlicher Ausweichmoeglichkeiten sogleich immer der von allen. Und man hat schlicht keine Lust gezwungenermassen mit fremden oder dir nicht so wichtigen leuten Anstandsgespraeche zu fuehren, nur weil er da halt gerade sitzt, man selbst leider das Beduerfnis verspuerte, sein Zimmer kurz fuer einen Toilettengang zu verlassen und nun ueber ihn stolpert.


Die Toleranz fuer eine andere Kultur, die eventuell weniger privatsphaerenbezogen agiert, hat nichts damit zu tun, wie man sich fuehlt, wenn man sein Privatgemach abschliessen muss, um kurz Wasser aus der Kueche zu holen. Koennt ihr euch
in den Gedanken versetzen eueren Raum zu verrammeln, weil ihr mal eben in das nebenzimmer geht? Eben.

Ich luefte gerne. Dazu habe ich mir ein Moskitonetz in den Rahmen gehaengt, um mit offener Tuer leben zu koennen, ohne von den Blutsaugern gefressen zu werden. Letztens liess ich die Tuer unabgeschlossen. Jonas und ich sassen danach um die Ecke
und genossen die Mittagssonne. Unser Gespraech unterbrechend fragte er mich mit dem Finger auf einen kleinen Jungen vor uns zeigend, der etwas hochielt:
"was hat der da? warte, IST DAS DEIN HANDY?"

Tatsaechlich war er einfach eingetreten, bediente sich und versuchte dann mit Zeichensprache uns zu verstehen zu geben, dass ich nun in Form von Amafaranga (Geld), ein Telefon-Loesegeld zu zahlen habe. wir tricksten etwas und ich hatte das Objekt der Begierde ohne gegenseitige verluste- Geld und pruegel zurueck. Kurz darauf hielt er etwas kleines funkelndes hoch. Ich konnte es nicht glauben. Fassungslos nahm ich mein Geraet auseinander, tatsaechlich, er reckte meine sim-karte empor, mit allen Nummern darauf und vollkommen ohne Wert fuer ihn.

Diese kleine frustrierende Episode steht repraesentativ fuer das lebensgefuehl "zu Hause". Deswegen machen nun endlich einige ihren Umzugstraum seit anbeginn ihrer Ankunft hegend wahr und mieten sich an Orten der Unabhaengigkeit ein. Ich habe
leider noch nichts gefunden.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Lang lang ists her, das Zwischenseminar

Das heutige Thema ist schon etwas veraltet, aber in meinen Aufzeichnungen fand ich diese erwaehnenswerte Episode, die ich euch natuerlich nicht vorenthalten moechte. Es passiert immernoch staendig so viel, dass ich meine handschriftlichen Notizen zur Hand nehmen muss, um den Überblick behalten zu können wenn ich euch berichte.

Kurz ein keiner Überblick über das, was wir als eine wirklich tolle Gruppe in Kibuye gemacht haben, bei unserem Seminar. Für alle die nicht gerade die Karte Rwandas parat haben, es liegt im Westen direkt am Kivusee, mittig situiert mit wunderschöner Vegetation und einer Aussicht als wäre man am Meer. Am Ufer auf der anderen Seite kann man bei guter Sicht den Kongo sehen. Vormittags ist das Wetter meist atemberaubend schön, bloß war es (auch wir haben Winter) leider etwas kalt, mit Jacken und dicken Socken erwehrten wir uns den knapp mehr als zwanzig grad. Schon doof.
Man stelle sich die Landschaft etwas wie Peter Pans Phantasialand vor, direkt aus klarem Wasser erheben majestätisch saftiggrüne Berge ihre Häupter empor, sodass man das unbedingte Bedürfnis hat sich in das kühle Nass zu stürzen und zur nächsten einsamen Insel zu schwimmen. Die luft war herrlich klar und die Sonne schien, was einen verleitet die Distanzen zu unterschätzen. Als wir nach zwei Kilometern zum nächsten einsamen Stück Land geschhwommen waren, hatten wir noch die Gewissheit zurückkzumüssen, zwischendurch mal ein Pause einzulegen geht nicht wirklich. Aber man wird einfach von allem um einen herum so überwältigt, dass man kaum bemerkt, wieviel Strecke man schon zurückgeleg hat, atemberaubende Wolkenformationen besehen sich in dem nassen Spiegel um einen herum, dabei schwimmt man mit einem einen begleitenden Sonnenuntergang an der Seite und dem farbenfrohesten Sonnenglühen, dass man sich vorstellen kann, ein sich gen Erde werfender orang-roter Ball mutete einem Kometen an, der in seiner imaginären Zerstörungskraft Demut gebot und einen verstummen liess. Zug um Zug zog man sich durch ein Farbpalette und tauchte unter in den Farben, tauchte ab, war in einer anderen Welt aus blau und grün tönen, warmen Wasser, die distanzierten, exotischen Vogelrufe verstummten und nur der einsame, rythmische Schlag des Herzens erinnerte einen an die Gegenwart, man fühlte sich wie in einen Traum versetzt, oder sogar in die erste Erinnerung, die nicht möglich ist, vor dem ersten Welterblicken.
Erschöpft klettert man an Land und fühlt sich wie neugeboren.

Abends machten wir uns kleine Pickniks in uneren Zimmern, klaubten auf den Märkten alles leckere zusammen was die Natur hergab und schwatzen bei Musik am Boden sitzend bis tief in die Nacht, assen bis der Hunger erst versiegte und blieben weiter sitzen, bis man doch wieder ass, sich auf die Seite drehte und wegnickte.
Toller Gruppenzusammenhalt, man lernt Leute schätzen, die einem nicht gerade nicht zugesagt hatten, aber mit denen mehr Zeit zu verbringen nicht im rahmen des aktiven Möglichkeits-bewusstsein waren, am Ende taucht man aus einer super Zeit auf und nennt Menschen seine Freunde.
Interkulturelle Tage mit einheimischen Studenten erweiterten spielerisch unseren Horizont, Gruppen von zehn Leuten je zur Hälfte Rwander und Deusche sollten ein imaginäres Kind großziehen und sich über die Werteinhalte einigen… man stelle sich die Lebhaften Diskussionen vor über Themen wie Haushalt, Heirat, Sexualität, Gehorsam, Religiösität, Tradition, das ganze natürlich noch mit der Schwierigkeit des Geschlechtes des Kindes Gewürzt.

Mein persönicher Höhpunkt war der Besuch einer Teeplantage mit Visite der Fabrik zur Erzeugung des Endproduktes. Ein Traum von mir. Man stelle sich den emotional überwältigten Matthias wie ein kleines Kind durch grüne Hügel rennend vor, wie er sich kreischend so auf Teebüsche schmeisst, wie ein irrer sich die Haare raufen würde, mit seinen Händen erbarmungslos Teepflücker imitierend die wehrlosen Pflanzen traktiert und den verständnislosen Blicken der Arbeitenden, die er ironsicherweise spontan um ihre Arbeit beneidet, mit überschwänglichem Lächeln begegnet. Nachdem er gebremst und mit tausend Fotos in jeder erdenklichen Pose mit jedweder möglichen Blattform vor dem Gesicht beruhigt wurde, auf dass dieses Häkchen auf seiner Lebens-to-do-list unvergessen bleibe, geht es zur nächsten Station, vor der sich die Gruppe mit ihm im schlepptau schon fürchtet, ihn aber auf seinen Wunsch hin verständnisvoll, wie man einem bockigen dreijährigen vielleicht nachgeben würde, solange er nur ruhiggestellt sein möge, Ma-tee-as nennen.
An dieser Stelle noch mal ein kräftiges Dankeschön für diese Nachsicht und Empathie.

Zurückzulegende Strecken mit dem Jeep wurden überbrückt mit einer anspruchsvoll-delikaten Auswahl deutscher musikalischer Glanzgeschichte. Biene Maja in der selten gehörten Grölversion, abgeschmeckt mit durch die Straßensituation ausgelösten Vibratios in der Stimme, garniert mit irren Blicken nach vorne, wenn die Vorderreifen knapp am Abgrund bzw unserem Vertrauen vorbeischrammen. Es gibt davon sogar videos, welche aber zum Zweck einer zu vermeidenden Rücküberweisung und Einweisung der Freiwilligen dezent vernichtet wurden. Wir bitten um Verständnis und Vorstellungsvermögen, sowie Diskretion. Danke

Das war das Zwischenseminar. Mit gemischten Gefühlen fuhren wir Heim, es war viel zu schön um zu enden, doch gab es auch neue Kraft mit dem weiterzumachen, was an anstrengenden Herausforderungen momentan auf einen wartet. Gearbeitet hatten wir natürlich auch, es galt den neuen Input sinnvoll im Alltag umzusetzen.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Neujahr und Weihnachten

Hallo ihr Lieben
Es ist ja schon eine Weile her, dass ich schrieb, aber das haelt mich nicht auf euch ein frohes neues Jahr zu wuenschen. Und zwar mitte Januar. Egal. Alles erdenklich gute euch.
Die Stunde null habe ich westlicher verbracht als man meinen sollte, naemlich auf einer riesen Party in einem Hotel, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass wir warmes Wetter hatten und im Hemd draussen tanzten. Tolles Ambiente, mit Freunden unter freiem Himmel in das Jahr 2010(!) feiern- traumhaft. In Kigali wird es auf Grund der Aequatornaehe um sechs uhr langsam hell, somit haben wir eine Fotoreihe schiessen koennen, bei der es alle zehn minuten heller wird, bis wir bei tagheller Umgebung buchstaeblich in den naechsten Tag zelebriert haben. Lichtmaschinen wirbelten trotzdem noch umher, der dj wurde unermuedlich angefeuert und die ganze Situation erschien etwas paradox aber umso reizvoller, weil die Meute unersaettlich nach Party gierte- gelungenes Neujahr also!

Weihnachten wird in Rwanda erst am 25. Dezember gefeiert, mit meinen fleissigen Kulturadapterfreunden wusste ich also, ich konnte unser Weihnachten fuer mich verbringen und dann am naechsten Tag puenktlich zur Feier einreiten. Der 24. also. Mir war erst etwas mulmig. Ich sass also vor meinem Zelt am lac Bunyonyi und hatte eine typische Kindheitssituation vor mir.
Bestandsaufnahme: Sonne, Zelt hinter mir, Badehose (an, nicht nur im Rucksack) gerade gebadet. Moment mal, das ist doch der Sommer? Nicht hier. Waehrend ich mich wundere, wie ich wohl allen Anschein nach mein Fest der Liebe alleine in einer typischen Mecklenburger Campingsituation verbringen werde, spricht mich jemand von hinten an. Es war das deutsch-schweizerische Paerchen, dass ich ganz am Anfang meiner Reise auf der Faehre nach Sesse Islands getroffen hatte. Somit nahm der Uralub bis zum Ende gerade nicht den Charackter an, der die urspruengliche Intention eines kleinen selbstfindunstrips hatte, sondern setzte konsequent mein Zusammensein mit netten Menschen fort.
Das war allerdings weniger tragisch, denn in diesem konkreten fall aeusserte sich dies in einer Weihnachtlichen Einladung zu Pilzsuppe, Suedafrikanischem Wein, Kuchen und, Halleluja, original schweizer Kaesefondue. Im Anschluss tranken wir leckeren Tee aus einem Bioprojekt in Fort Portal waehrend wir die von Laternen beschienene spiegelglatte Wasseroberflaeche bei Nacht betrachteten.
Auf der gegenueberliegenden Seite gesellte ich mich spaeter zu anderen ans Lagerfeuer, traf Italiener, mit denen ich mich unterhalten konnte und genoss den restlichen Abend ausgiebig. Waehrend ihr dann warscheinlich in eure Federbetten gekrochen seid mit Schnee vor dem Fenster, kuschelte ich mich in den Schlafsack im Zelt.

Meinen Freunden hatte ich verschwiegen, dass ich puenktlich zurueck sein werde. Bis zuletzt waren sie davon ausgegangen, dass ich es bevorzuge alleine Weihanchten in der Pampa zu verbringen und waren dementsprechend pampig mir gegenueber.
Mithilfe von Carina gelang es mir aber mich sozusagen nach Kigali ungesehen einzuschleusen und mich auf die Party zu bringen, um Jonas und Philou zu ueberraschen. Das war sozusagen mein weihnachtsgeschenk. Das klingt jetzt wieder so typisch- mattes schenkt sich selbst, tatsaechlich war es aber eine tolle Ueberraschung.
Das ganze musste aber natuerlich ncoh interessant aufgezogen werden. Also kaufte ich mir ein rwandisches traditionelles Kriegeroutfit zusammen, mit Lanze, Schild, langen Strohhaaren und Fussschellen, band mir einen langen Schaal als Rock um und tanzte dann wild wirbelnd in das Zimmer ein, nachdem Carina die einleitenden Worte gesagt hatte, dass sie noch einen kleinen kulturellen Beitrag vorbereitet haette. Mit meinem choreographisch abgesenktem Kopf dachten die Beiden sich erstmal nichts, als ich dann aber hochschaute und sie breit angrinste, waren sie sprachlos und drueckten ihre unbaendige Freude mit den unglaubigen worten aus : ist er das wirklich?

Bei Kerzenschein und im Hintergrund wirbelnden Schneewehen (danke an Beamer und youtube) wichtelten wir und speissten koeniglich unser selbstgemachtes Buffet. In eine Bettenburg gekuschelt sahen wir den schwarzweiss Film drei Maenner im Schnee und genosen die auf einmal viel weihnachtlichere Stimmung als alle gedacht hatten.