Samstag, 25. April 2009

Mein erster freier Tag

Kein Witz. Ich habe das erste Mal heute ausschlafen können, das habe ich auch erstmal im Murmeltier Stil bis zwölf Mittags getan, Nachmittags dann nochmal zweieinhalb Stunden, zwischendurch etwas gegessen und mich entspannt. Ich habe mir einfach einen tollen italienisch-knarrenden Holzstuhl genommen, mich vor unser Appartement gesetzt und unter dem Zitronenbaum des Nachbars mir die Zeit zum lesen genommen, ein äußerst befriedigender Akt, da ich mich dabei sonnen konnte und die Gewissheit hatte dass mich niemand stören wird. Ich habe unseren Musiker für das Hotel näher kennengelernt, versucht mich auf italienisch zu unterhalten, das gelang mir nach zwei Wochen Italien natürlich nur mäßig, aber der Funfaktor eine Sprache sozusagen "life" zu lernen ist um ein Vielfaches größer als dabei die Schulbank zu drücken.

Freitag, 24. April 2009

Italienisches Arbeiten

Dieses ist schnell erklärt. Eine Arbeit, ein Arbeiter und drei die bezahlt werden und zugucken oder fachsimpeln. Der erste lässt sich ablenken. Vier bezahlte Leute und die halbe Arbeit wird geschafft. Wenn etwas dringend gemacht werden muss ist es kein Grund es nicht auf morgen zu verschieben und es wird auch schonmal dreist behauptet etwas schon gemacht zu haben oder "wirklich unbedingt zu machen". Es fehlt an den grundlegenden Sachen, sodass viel Zeit für organisatorische Nichtigkeiten draufgeht, wie zum Beispiel heute wo ich x-mal losgezogen bin um Tesafilm oder einen Besen zu organisieren.
Heute Abend haben wir geprobt, also unserer Choreographien für die Shows wiederholt. Uns fehlen chronisch Leute, Mitarbeiter die wir heute eigentlich einarbeiten sollten und die wir unbedingt gebraucht haben, unbedingt BRAUCHEN, sagen einen Tag vorher ab. Wir stehen jetzt ohne alles da. Wir müssen zu fünft ein ganzes Hotel schmeißen, von der reinen Animation machbar, aber wir verlieren ganz viele Leute auch noch an Aufgabenbereiche, die eigentlich nicht unser Gebiet sind. Bei einer dieser Sachen stört es mich allerdings nicht. Es handelt sich um die Wassersportvermietung am Strand, wie es aussieht werde ich den Surflehrer und Materialwart mimen, der Schnupperkurse gibt und ansonsten auf seinem Stuhl am Strand mit dem Gesicht in der Sonne auf Kundschaft wartet, die von den total überteuerten Preisen abgeschreckt vorbeihuscht und mich nicht weiter beim Sonnenbaden und Lesen vor Meereskulisse stört (Achtung! optimistische vorweg-Romantisierung).
In der Anfangsphase werden wir noch in der Disko auftreten (falls wir überhaupt die gsnzen shows machen können und nicht wie bisher vermutet nur mix-tanz-auftritte machen können. Im Sommer jedoch werden wir in einem richtigen Amphitheater auftreten. Mit Sitzreihen und klassischem Aufbau, unendlich großer Tanz- und Showfläche. Habe ich erwähnt, dass ich Lampenfieber habe? Aber das wird alles gut werden, das Gefühl auf so einer Bühne zu stehen, vielleicht in einer warmen Sommernacht im Schein von Fackeln, lässt mich schon im Vorhinein freuen.

Blackwhite

Ein komischer Tag, der als der tag von Emotionalem Zuckerbrot und Peitsche in mein Gedächtnis eingehen wird. Der Anfang des Tages war bin zum Nachmittag relativ unerträglich. Mit der geballten Kraft italienischer Baubeschaffenheiten wurde mir unsere Verhätscheltheit und unzulängliche Härte gegen ekliges vorgeführt. Wir mussten den Backstagebereich säubern. Dazu muss man wissen, dass vor nicht allzu langer Zeit eine sintflutartige Regenzeit in Calabrien fast alles unter Wasser gesetzt hat. Überschwemmung bis in die Räume, genauso muss es hier gewesen sein. Als wir nämlich die Requisiten rausräumten (harte Körperliche Arbeit) wurde uns bewusst, dass das, was wir an unseren Händen hatten und abgefärbt ist nicht Farbe, sondern Schimmel ist. Nun Ja, der Geruch hat auch noch etwas bei unserer scharfsinnigen Analyse nachgeholfen. Penetrant, Flecken an der Wand und an Material und die Herren Holmes kombinieren genial- sie machen gerade Arbeit zu der sie keine Lust haben. Wir mussten viel von A nach B tragen nur um dann zu sehen, dass ganz spontan Große dunkle Gewitterwolken ihr hässliches Haupt über die (nun viel zu nahen) Berge erheben, sodass es laut Logik unbedingt nötig ist alles wieder rein zu räumen, man will ja schließlich nicht die verschimmelten Requisiten im Regen stehen lassen. Also schimmel-Retour. Zu dieser Zeit überlegte ich mir mit Stephen schon wie unser Blogeintrag über das heutige Erlebnis sein würde. Wir dachten an etwas wie „ tag-der-Schande“ oder „will-weg-tag“. Später bekamen wir etwas mehr frei, konnten auf unsere Appartements gehen. Es wurde uns heißes Wasser versprochen, diesen Luxus gab es aber natürlich nicht (bis später Steph es kurz bevor er duschen gehen wollte fixte, um dann gefühlte zwei Stunden heiß seinen Schimmelbefall abzuwaschen, Index war die heiß-feuchte Wand gegen die ich lief als ich danach auf Klo wollte), ich duschte also kalt. Unsere Waschmaschine funktioniert nicht, stellt euch einen Matthias mit einem großen Fragenzeichen und viel spritzendem Wasser aus einem ihm unerklärlichen Schlauch im Gesicht vor. Um unser Trinkwasser im Hotel kämpfte ich heute auch vergebens, sie wollten mir vom letzten Jahr einen Trinkwasserspender für unser Team andrehen, bloß das den ganzen Winter über irgendeine Pampe darin planschte, sodass in dem Ding, aus dem das Wasser kommen sollte, was ich durstig an meine Lippen führen sollte in naher Zukunft (wenn es dann doch mal warm werden sollte) Schimmelbälle in fast-faust Größe sich vergnügt tummelten.
Dann die große Wende. Wir waren zum zweiten Mal in Folge im Restaurant, unserem Lieblingsrestaurant, ein calabresischer „Familienbetrieb“. Wir wurden herzlich aufgenommen und reichlich bewirtet. Stellt euch einen kleinen italienischen Holztisch vor, daran vier hungrige Menschen mit deutschem Magen (Stephen und Mario als auch Katha, die zugegebener maßen Slowakin ist, aber italienisch spricht weil sie letztes Jahr schon hier war und die super Connection hat, wir also wie Könige bewirtet wurden). Ich möchte kurz aufzählen was wir alles gegessen haben, was wir tapfer bis zum Ende irgendwann nur noch über uns ergehen haben lassen: zuerst Antipasti. Das Problem war, dass ich dachte es wäre die Hauptspeise, nicht allzu weit hergeholt, denn es gab vier verschiedene Sorten Fisch, dann Skampi eingelegtes Gemüse, Muscheln, fritierte Sachen, Brot und den besten Schafskäse meines Lebens. Ich habe richtig zugelangt. Das erste große Erwachen kam noch zwischen Meeresfrüchten und Hackfleisch, denn eine Pizza wurde uns gereicht. Es war kein Platz mehr auf dem Tisch, denn die zwei Liter Cola und das Wasser nahmen allen Platz ein, deswegen wurde das kleine Teigwunder, dezent mit Ruccola und Tomaten geschmückt, auf unsere erste Karaffe Wein gestellt. Mein T-shirt fing an sich zu spannen. Da brachte der Kellner Risotto. O Dio, wie der Italiener sagen würde…aber es war so lecker. Ich aß alles. Natürlich reichte das nicht, dazwischen kamen neue Antipasti dazu, aber auch noch Pasta. So tolle dicke Spaghetti, ungefähr dreimal so dick wie normale, aber mindestens zehnmal so lecker, in einer tollen Pilzsoße. Mein Gürtel verabschiedete sich bereits und tatsächlich schaffte ich nicht mehr alles. Da kommt unser Freund mit Eis und Erdbeeren. Die zweite Karaffe Wein und die dritte Flasche Wasser dazu. Wir redeten mit ihm, im Laufe dieser Konversation gesellten sich noch jeweils pro Person zwei Sambukka, optional auch Grappa dazu.
Aus dem Grund wollte ich auch nach Italien, das familiäre Gefühl, Stephen hat es an dem Abend noch ganz treffend formuliert, nicht immer denken, ob man jetzt noch eine kleine oder große Cola nimmt, sondern alle teilen sich alles, so auch die Rechnung am Ende. Was soll ich sagen, wir haben zu viert keine achtzig Euro gezahlt, obwohl wir ihm das Geld wirklich an den Kopf zu werfen versucht haben, die Rechnung zerknüllten um zu behaupten es war viel mehr drauf und ähnliche nett gemeinte Versuche.
Einfach nur ein toller Abend. Und etwas Italienisch haben wir auch gelernt!

Dienstag, 21. April 2009

Bewegung, Bewegung, Bewegung

Mein Tag besteht aus Sport. Morgens wache ich auf und ziehe mich speedcoremäßig an, denn jede Minute zählt. Gegen halb neun wache ich auf, meistens bin ich weit nach zwei im bett, gestern zum Beispiel um vier, jetzt ist es nach halb drei und ich schreibe diese Zeilen, vorgestern horchte ich gegen drei an der Matratze. Nach dem Essen rennen wir zur Mittelinsel als Animateurteam um den Clubtanz aufzuführen. Die Aktivitäten beginnen im Anschluss, also meistens Volleyball und alles was man deutschen Touristen als Sport verkaufen kann (Dart, Boccia). Bis zur nächsten Aktion heißt es dann „guest relation“ und da macht man nicht selten einfach nur die sportanimatösen-Nummer, nämlich Tischtennis spielen und die Leute, vornehmlich Teenies in Bewegung halten. In meiner Stunde Mittagspause mache ich dann schnell meine Übungen, gehe duschen, renne zum Essen um danach dann im Meeting meine Nachmittagsaktivität zu planen- natürlich auch Sport. Abends haben wir dann Aufführungen oder müssen in der Hoteldisko für Stimmung sorgen, also Tanzen, Tanzen, Tanzen. Ungefähr zwei Stunden am Tag haben wir in der Anfangsphase auch noch Tanzproben.

Gestern zum Beispiel. Da haben wir „ballare di gruppo“ gemacht, Gruppentänze also. Die waren sehr lateinamerikanisch angehaucht, heißt unser Brasilianer im Team hat uns gezeigt wie man tanzt. Sylvio jedenfalls ließ mich ganz schön...sagen wir mal „deutsch“ aussehen. Er wackelte so unglaublich mit der Hüfte, mit den Schultern und mit eigentlich allem das irgendwie an einem Gelenk hängt, dass selbst die Mädels blass aussahen. Ihm fehlen rein anatomisch ganz offenbar einige Hüftarretierungsschrauben, die wir Mitteleuropäer nicht entfernen können. Ich habe mir alle Mühe gegeben. Von meinem persönlich-subjekktiven Körpergefühl her war ich auch eine Indische Bauchtänzerin. Der Eindruck verflog ziemlich rasch, als Gäste mir ein Video von mir beim Tanzen gezeigt haben. Die Kamera zentrierte schonungslos auf etwas das aussah wie ein tanzendes Brett mit seitlich abstehenden, festgenagelten Holzarmen, dazu ein Lächeln wie in flüssigem Stickstoff eingefrorener Marmor. Mich. Zu allem Überfluss habe ich den heftigsten Muskelkater seit langem- natürlich im Hintern!

Durch die viele Bewegung können wir allerdings auch einiges essen. Im Grunde esse ich viermal am Tag warm, nämlich je abends und Mittags zwei Riesenportionen plus Nachtisch , also Kuchen und Brot mit leckerer Butter und Salz.

Realität holt mich ein 11.- 14. 04.09

Dank des Bettes habe ich leider saumäßige Rückenschmerzen, mein Körper muss sich erst auf das Wetter umstellen, leider beschert mir das Köpfschmerzen. Ich kompensiere das mit dem Essen, dass ich nicht vertragen habe, also mich in der Nacht übergeben musste und Durchfall habe. Mein deutscher verwöhnter Körper scheint noch nicht so auf „härtere Bedingungen“ eingestellt zu sein. Afrika ich komme! Ich habe mich dann zwölf Stunden ausgeschlafen und etwas Energie tanken können.

An Ostern waren wir schick angezogen, hatten unsere Anzüge an. Die neuen Gäste sind angekommen und ich bin fast von begeisterten Magdeburgern adoptiert worden, aber insgesamt war es schon Nervenaufreibend. Sintflutartige Regenfälle haben dann die Stimmung etwas gedrückt und das heißt, dass wir schmollenden deutschen Gästen unter Dächern gute Laune entgegenbringen. Um die Augenbrauenfalten und finsteren Mienen wegzusprengen würde nicht alles TNT der Welt reichen. Die Fastenzeit ist vorbei, das heißt ich darf wieder die Dinge essen, die mein Gesicht wie eine Wiese im Frühling sprießen lassen. Denkt euch einfach wie ich zur Zeit aussehe, nachdem ich nur Kuchen ( Nutellakuchen) Schokolade en masse gegessen habe. Kaffee ist hier ein Traum vom Geschmack her, aber auch nötig um uns wach zu halten. Da wir den ganzen Tag an der frischen Luft sind und Sport machen, abends nie vor eins ins Zimmer kommen (danach erstmal noch duschen) und fertig machen.

Wir haben einen neuen Zimmergenossen bekommen. Klingt erstmal nicht so doll. Aber er ist voll in Ordnung außerdem macht sich das nicht schlecht mit ihm jetzt wie wir klarzukommen, denn es ist unser zukünftiger Teamleiter und einfach nur nett. Etwas verrückt…Animateur fürs Leben gerne, was erwartet man.

Die ersten Choreographien haben wir gelernt. Was mir einfach nicht bewusst war, das „Animation“ auch ein Abendprogramm beinhaltet. Wir machen richtige Shows. In der Hochsaison werden es dann insgesamt bis zu sechs Stück sein. Unsere erste war „Greese“. Die Stücke sind wie Musicals aufgebaut und dauern alle ungefähr 45min bis eine Stunde. Wir haben erstmal nur einen kleinen Part spielen müssen, richtig auf der Bühne mit Kostümen, Spotlight und vor allem einer einstudierten Choreographie. Alle tanzen gleichzeitig. Eigentlich. Ich nicht. Bei der Show habe ich ganz schönen Bockmist gebaut. So nach dem Motto: alle sliden nach links, ich nach rechts… was einem allerdings hilft ist das, was man am wenigsten kann in dem Moment (ich zumindest) einfach durchziehen Lächeln und sich nichts anmerken lassen. Ich gebe es ganz offen zu, ich habe Lampenfieber! Aber wo lernen wenn nicht hier. Die Zuschauerschaft ist noch nicht so groß, es ist noch nicht unser endgültiges Hotel, die Gäste gehen auch nach zwei Wochen wieder, wir mussten noch nicht alles mitmachen und die Konsumenten sind einem meistens auch recht wohlgesonnen, wenn man nicht gerade beim „guest relation, contacte con clienti“ geschlampt hat, unserem eigentlichen Hauptaufgabenfeld. Man muss den ganzen Tag auf die Gäste zugehen und sich nett, höflich, unaufdringlich aufdrängen und begeistern für hotel, Land und Programm.

Small Talk ist unser Job! Das klappt eigentlich ganz gut. Allerdings ist das irgendwie fraglich, wenn man besonders gut den leuten nach dem Mund reden kann…moralische Dilemma in Kalabrien. Man muss es schaffen die verrückte solo-Rentnerin in Pink mit der über zehn Afrikareisen-Welterfahrung zu interessieren und eine Minute und einen Tisch weiter das Magdeburger DDR- Fan Paar auf anderem Witzniveau zu begeistern.

Auf jeden Fall verliert man seine Hemmung. Ich muss heute in Rahmen einer Sketch-show Sex auf der Bühne imitieren. Die Gäste reagieren relativ empfindlich darauf wie man sich selbst auf der Bühne fühlt. Also immer schön locker bleiben und so tun als wäre dieser Moment die Lebenserfüllung im Rampenlicht. Da unser Job Gute Laune ist, kann man den ganzen Tag rumalbern, Witze reißen und mit übertriebener Gestikulation ausschmücken, einfach mal Rumtanzen, -singen, oder –kreischen.

Tadaa

Ciao Leute! Ich bin total kaputt, es ist halb zwei, wir sind um viertel nach acht aufgestanden. Ich habe Volleyball gespielt, Tischtennis, War Bogenschießen und habe mir optisch versucht schon mal die Shows zu Gemüte zu führen, also „Michael Jackson“, „night of the stars“ und noch vieles mehr wo ich jetzt schon weiß, dass meine Koordinationsfähigkeit mehr als ausgelastet werden wird. Diese Nacht träumte ich dass mir all meine Sachen geklaut werden, ich sie ersetze und sie mir natürlich wieder geklaut werden. Das könnte vielleicht daran liegen, dass unser Zimmer eigentlich zwei Zimmer ist, ohne Trennwand und dass wenn neue Leute noch herkommen, wir Angst um unseren Kram haben müssen. Laptop, mp3 player Bargeld, Papiere alles nicht wegschließbar. Naja aber ansonsten war das Wetter anfänglich Super, (bello tempo) ich mache den ganzen Tag Sport und die Truppe ist klasse. Wir lernen erste Sätze in italiano, ich spreche mit der einen Slowakin französisch und mit der anderen englisch, ansonsten deutsch und englisch aber auch mini- Versuche italienisch mit den Italienern zu sprechen. Ein junges internationales team- einfach super!

Independence Day 8. April 2009-04-08

Krass wir haben es durchgezogen, wir sind in Italien, oder wie wir jetzt ja sagen müssen: bella Italia! Der Flug war bis auf eine Bruchlandung eigentlich ganz nett, Stephen hatte super Beinfreiheit und unser Gepäck kam promt nach einer halben Stunde warten angesegelt- que bello. Wir wurden nicht wirklich empfangen, außer mit den herzlich-warmen Worten „Ihr seid WER?“ Ja ihr ahnt es schon, keiner hat mit uns gerechnet. Also wurden wir erstmal in ein Hotel geschafft und dort wurde uns schnell klar, die Uhren ticken Italienisch. Um die Mittagszeit ist schon sommerlich, die deutschen Touris beschreibe ich mal so: weiße Haare, rote Haut, Altersflecken. Wie warteten eine Weile, sonnten unsere Gesichter (Sonnenbrand meine Lieben) und schauten uns erstmal das Hotel an. Außer diesem ist hier nämlich einfach mal im Umkreis von 25€ Taxi nichts außer Geckos und Orangenbäume, aber was will man mehr. Wir waren kurz am Strand und schauten uns die Aktivitäten an. Heute war sozusagen ein Urlaubstag, denn wir sind irgendwie durchs Raster gefallen, die Person die für uns zuständig sein sollte kam erst abends. Also hatten wir den Tag frei. Wir aßen guuutes italienisches 4-Sterne Hotel Essen (keine Ironie) mir einer reisen Auswahl und alles multo bene!

Das Beste kommt aber erst noch. Die Leute. Wir sind eine tolle bunte Mischung aus Jungen offenen enthusiastischen gutgelaunten Twens. Die obligaten Italiener sind dabei, klar, wie sollte es anders sein: laut fuchteln beim Reden, grinsen schelmisch, dunkles, vorzugsweise zurückgegeltes Haar und immer an den Versen unserer anderen Mitarbeiter. Letztere sind, Überraschung, deutsch, blond und vor allem weiblich. Wir haben uns die ersten wichtigen Sätze beibringen lassen, haben alle zusammen derb über eine Seite in einem Übersetzungsbuch für single- reisende gelacht und es ist schlicht toll. Diese ersten Eindrücke stehen jetzt natürlich unter dem Einfluss einer gewissen Sonneneinstrahlungszeit/Tag, dem Fakt das alles neu und interessant ist und wir nicht arbeiten mussten.

Aber hey

Wir sind gerade im „garden resort“, werden hier aber nicht bleiben, denn am 14.04 macht das „sun-beach-resort“ auf und bis dahin werden wir fit gemacht bezüglich Show und Auftritte und alles was eben zum Animateur sein dazugehört. Die nächste Zeit steht also ersteinmal unter dem italienischen Stern der gelasseneren Arbeit. Diese wird sowieso praktisch gehandhabt. Wir fragen eine unserer zukünftigen Partner was sie den gerade machen würde, sie meinte nur: ooooch keiner hat mir was gesagt ich weiß von nichts, kann also nichts machen. Unser Tag fängt arbeitstechnisch um viertel nach neun an, endet aber auch erst meistens zwischen elf und eins. Wir werden nach einem Tagesplan Sport- und Freizeitaktivitäten im einstundenrahmen betreuen, dabei kann man auch mal zwei Stunden keinen konkreten Platz und Auftrag haben, dann heißts gute Laune verbreiten Gäste betreuen, alleine auf die Leute zugehen. Im Moment ist noch nicht ganz so viel los, aber der Oster-Ansturm wird erwartet und wenn die Hochsaison erstmal anfängt geht’s rund.

Montag, 6. April 2009

Ciao Berlin

So meine Lieben, das war am 4.4. also unsere Abschiedsparty, alle lieben Menschen haben es geschafft mal vorbeizuschaun und mit uns das Glas und die Hand mit dem Hamburger zu erheben sich anzustoßen/anzuschmieren und sich mal richtig satt zu essen. Die Zeit rast, meine to-do-list wird komischerweise auf die letzten Stunden länger und ich panischer, es fallen mir gaaaanz viele Sachen ein, die ich noch erledigen muss und für die ich eigentlich keine Zeit mehr habe. Man möchte noch so viele Leute treffen, so viele letzte schöne Stunden verbringen, aber die Zeit arbeitet unerbittlich gegen uns.
Und das ist die Situation: Am Dienstag ist dann alles vorbei und Mittwoch Morgen, nachdem ich warscheinlich eine schlaflose Nacht hinter mir habe ( ich übernachte bei Stephen, das heißt wir haben die ganze Nacht um uns gegenseitig verrückt zu machen und in einer Mischung aus Vorfreude und Vor-Ohnmacht dann in einen dumpfen Schlaf zu fallen) steigen wir in den Flieger und erheben unsere Hände in einem letzten grüßenden Winker: Ciao Leute, wir werden euch vermissen!!!

Donnerstag, 2. April 2009

Und So Wärs Gewesen

Also ich entwerfe euch jetzt einen stellvertretenden Tag dafür, dass ich jetzt nicht in Frankreich arbeiten werde von meinem das- wär- er- fast- gewesen- Alltag.
Der sieht so aus: ich wache auf und habe ein etwas ungutes Gefühl, irgendwie schon so ein leichtes Ziehen in der Magengegend als wüsste man das heute ein schwieriger Tag wird, es halt einfach irgendwie hart wird, man vertraut schließlich seinen bescheidenen 0815 Alltags-Hellseherfähigkeiten und stürzt (trottet) mit Augenringen ( den man hat ja nicht schlafen können, sondern sich in einem viel zu kleinen Bett die ganze Zeit gedreht, gewälzt und schlecht geträumt und geschwizt. Man fühlt sich wie ein schlecht gewürztes und nicht ganz gares halbes Hähnchen) in Richtung Arbeit. Man spart sich das Frühstück, denn die Erfahrung und die Kloschüssel haben einen gelehrt, dass es wenig schmeichelhaft ist sich sein Frühstück nach der beschissenen ( im wahrsten Sinne) Visite noch mal durch den Kopf gehen zu lassen, selbst wenn es ein Croissant mit Schoko war, denn spätestens wenn man dann in die Schüssel guckt, neigt man im Eiltempo gleich noch mal das Haupt in Demut vor seiner Arbeit gen Keramik.
Der Vormittag vergeht irgendwie, man weiß nicht wie, der Verstand hat auf standby gestellt und alle eingehenden Informationen werden nach einem fünf-Sekunden Aufenthalt im Kurzzeitgedächtnis lieb- und rücksichtlos gelöscht.
Man trifft die "Verzauberten", wie meine Oma zu sagen pflegt, im Gang. Vor dir steht also dein behinderter Freund mit einem grinsen. Er packt dich am Arm. Es schießt dir durch den Kopf-er kann nichts dafür, stör dich nicht daran. Er redet mit dir. Besser geagt er versucht es. Er spricht zwei andere Sprachen, nämlich einmal Französisch und dann nochmal die seiner eigenen Welt. Du machst den Versuch ihn zu verstehen, deinen Freund. Du scheiterst. Er wird aggressiv, denn er fühlt sich unverstanden. Die Situation wird brenzlig, soll man einfach schnell weglaufen, flüchten, in einem peinlich metaphorischen Sinne vor sich selbst?
Die Situation im Gang bis zu diesem Zeitpunkt wird ausnahmslos jeder nachvollziehen können, der schon mal in verlegenheit geraten ist, ab acht Uhr am U9 Bahnhof "Nauner Platz" seinem Lieblingsbuddy Taifun zu begegnen.
Abends fällst du in dein (mini-)Bett. Nach einigem Wälzen fällst du wenn du Glück hast in einen dunklen, tiefen, schlaflosen Traum, wenn du Pech hast, schaltet dein Hirn auf den Alltags-Verarbeitungs-Button und du erlebst deinen Tag noch mal.