Dienstag, 9. Februar 2010

Sauna I

Hallo ihr Lieben
Mit einem Handtuch (Stoff in typischem rwandischem Muster gehalten) und Einheitslatschen, Neonfarben, betreten wir den Saunabereich. Ein ungewohnter Anblick bot sich uns:
In dem dunkelsten halbdunkel, dass man sich vorstellen kann, glänzen die Holzbänke schweissdurchtränkt im Licht, bei reflektionslosen Flächen vermuten wir Mitbenutzer. Das Licht dringt aus einer schwarzlackierten Glühbirne an der Decke, besser gesagt aus der Stelle, wo die Farbe abgeplatzt ist. Es ist unglaublich heiss und die Luftfeuchtigkeit ist maximal, die Luft ist so gesättigt, das ich erst glaubte die Tür nicht aufgemacht zu haben, oder gegen eine Glaswand gelaufen sei.

Wir treten ein. Und treten fast drauf. Denn am Boden erblickten wir ein bizarres Gliedmaßen- Gewühl. Zwei Männer räkelten sich am Boden, der eine lag auf dem Stöffchen, dass wir um die Hüfte gebunden haben, auf dem gefliesten Boden, nackt, der andere auf seinem Hintern und fummelt an ihm herum. Wir stutzen, überlegen kurz ob wir hier richtig sind. Waren wir. Wir wurden schlicht Zeugen einer Rwandischen Massage, wobei die Szenerie (wie ich einmal mehr erstaunt feststellte) eher antik wirkte, die "Zuschauer" logierten amphitheatergleich in aufsteigenden Reihen und sahen dem Treiben in der Arena zu. Mathiacus setzte sich dazu.

Komischerweise präferierten alle nach uns kommenden Gäste sich in die gegenüberliegende Reihe zu quetschen, anstatt in unserer Nähe gemeinsam mit uns zu schwitzen- Apartheid selbst gemacht. Ich kam mir vor wie einer von wenigen Auswärtsfans bei einem komplett ausverkauften Heimwärtsspiel der gegnerischen Mannschaft, etwas verloren, aber andererseits froh um den Umstand nicht mit Bier bzw. Schweiss bespritzt zu werden und versehentliche oder mutwillige platzschaffungsintentionierte Ellenbogenstöße des Sitznachbarn zu kassieren.

Da sass ich nun auf dem schwarzen Holz, welches vermutlich nie die privilegierten Konsequenzen eines >lassen sie bitte kein Schweiss auf das Holz kommen<-Schild erfuhr, ursprünglich hell war und fing pflichtschuldig mit dem Schwitzen an. Vergeblich suchte ich erhitzte Steine, Aufgusskessel und Schöpfkelle zu erspähen, doch der Saunameister war allgegenwärtig. schliesslich war dieser für den Tee, bzw. den Abwasch, sowie die Sauberkeit zuständig, massierte nebenher die Gäste inclusive Gesicht, wenn er nicht gerade den Lappen füs bodenwischen auswrang und wuselte somit stets umher. Die Gruppenerfahrungswirksame Massage vor allen, den rwandisch untypischen Exhibitionismus verstanden wir in dem Moment noch nicht.
Die Technik des Erhitzens bestach durch Simplizität: in einem riesigen Topf brodelte das Wasser und sorgte so für genügend Humidität, von Zeit zu Zeit wurden frische Eukalyptusblätter hinzugefügt, dieser Sut wiederum sorgte für den guten Geruch.

2 Kommentare:

Opi hat gesagt…

Sauna I enthällt die Prophezeiung, dass Sauna II folgt.
Ich freue mich schon drauf.

War deine suche nach einer neuen Unterkunft inzwischen erfolgreich?

Liebe Grüße
von Omi und Opa
aus Ostfriesland

Anonym hat gesagt…

Ja, hey Matthias - würde mich auch wirklich brennene interessieren, ob Deine Unterkunft gewährleistet ist. Es las sich beim letzten Beitrag nicht so richtig raus...

Dein Saunaerlebnis - hmm - selbst mir als absoluter Sauna Insider mega Sauna Liebhaber ist ein solches Szenario noch nicht unter gekommen. Ehrlich gesagt musste ich beim Lesen breit grinsen.

Viele Grüße aus dem weiß verschneiten Leipzig

Papa