Samstag, 13. Februar 2010

Sauna II

Halbzeit. Wir duschen uns lauwarm und setzen uns in den Abkühlraum zum pöbelnden Fernseher zur Entspannung. Selbstbedienung mit schwarzem gezuckertem Tee zur Aufrechterhaltung des Kreislaufs.
Während wir uns unterhalten fällt plötzlich der Strom aus. Ich bekomme Panik. Eher ein Gefühlsgemisch aus verwundertem Unbehagen und apokalyptischer Angst, denn die Tür wird aufgerissen, Licht wird mir jäh ins Gesicht gestrahlt von hektischen, besohlten Invasoren im Barfußbereich ausgehend, und das akkustische Äquivalent eines Salven auf mich abfeuernden Sturzkampfbombers kracht durch das geschlossene Fenster; erst kurz bevor ich mich bäuchlings hinschmiss um nackt zur Tür zu robben, begriff ich jedoch die Situation.
Die Zwei Sekunden ohne Beschallung der Glotze, ausgelöst durch den Stromausfall, die eintretende Dunkelheit, hatten gereicht, um meinen Puls auf entspannte dreissig Schläge pro Sekunde zu senken. Als jedoch das uns bestürmende Personal des Wohlfühltempels tueraufreissenderweise übermotiviert versuchte uns zu beruhigen und somit das Gegenteil bewirkte, versäumte ich offenbar, dass ich mich nicht in Lebensgefahr, sondern in einer der wenigen Kigalesischen Einrichtungen mit Notfallgenerator befand.
Ich hatte nicht gewusst wie schnell Botenstoffe, zum Beispiel Adrenalin, ausgeschüttet werden können und anfangen zu wirken, bis zu eben jenem Zeitpunkt, wo ich mich im Bruchteil einer Sekunde unter meinen durch häufige Frequentierung tiefergelegten Plastikstuhl gefaltet hatte, mit einem terrorisiertem Kaninchen-gedraengt-in-Ecke-Blick hervorstierte und ein Herztrommelwirbel von gefühlten dreihundert Penetrationen pro Minute mein Herz in der Kehle Schlagen liess.
Die restliche Zeit hätten wir uns lieber Kerzen gewünscht anstatt eines Generators, vielleicht wäre es dann möglich gewesen, das Wort seines Sitznachbarn oder das Eigene zu verstehen. Man lernt halt sich zu arrangieren.

Abschlussmassage. Entspannt und durchgeknetet komme ich aus der Kabine, die von innen verschlossen war. Im Raum meiner vorangegangenen Schlachtfelderfahrung warten die Jungs auf mich.

"UND?" sie machten einen leicht verstörten Eindruck
"Was soll sein?" fragte ich verwundert
"Na ja Massage?!? Wie gings aus?"
" Aufgestanden. Angezogen. Raum verlassen, normal sollte man meinen?"

Anscheinend nicht, wie sich herausstellen sollte, denn beide wurden mit der Hand der Masseuse in ihrem Schritt gefragt, ob sie eine "Verlängerung" wünschen würden. Ich wurde offensichtlich garnicht erst gefragt, weil ich als letztes an der Reihe war und meine Vorgänger mit ungläubig-verstörten Blicken und gestammelten Antworten die Guppentendenz eindeutig klargestellt hatten.

"Nie wieder Massage in geschlossenen Räumen" fiepst der eine
"Ich fühle mich schmutzig und unentspannt" wimmert der andere"
"Ab jetzt nur noch vor allen auf'm Boden" schließt der erste
"Also ich fand es klasse Jungs" beendete ich

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wenn das einen entspannender Sauna-Nachmittag in Ruanda darstellt, dann driften meine Vorstellungen eines Refugium für Ruhe von Deinem Erlebenis gehörig ab ;-)

Schöne Grüße aus Leipzig
Papa

P.S. es ist Sonntag Nachmittag und ich hab Lust bekommen in die Sachsen Therme zu fahren...