Mittwoch, 9. September 2009

Tag der Extreme

Der letzte Tag, wir treffen unsere Tutoren aus den jeweiligen Projekten. Alle treffen nach und nach ein, meine Kontaktperson als letzte, mit einiger Zeit verspeatung, auch nicht mein Tutor, sondern jemand von meiner zukuenftigen Arbeit. Ich verstehe mich auf anhieb super mit ihm. Gemeinsam arbeiten Voluntaere und Tutoren Benimmregeln aus und formuieren Wuensche, wie sie sich vostrellen, das folgendes Jahr verbringen zu koennen.
Wir Freiwilligen die in Kigali bleiben, gehen in unsere Zukuenftige Heinmat fuer ein Jahr, Apabena, um ihr Gepaeck abzulegen , die anderen machen sich auf, zu langen beschwerlichen, das ganze Land durchquerenden Fahrten mit Bussen. Wir werden das Privileg haben, noch an selbigem Tag in unseren Arbeitsplatz zu schnuppern.
Auf dem Weg nach Hause passieren wir erst eine asphaltierte Strasse, diese reisst unangekuendigt ab und geht ueber in eine Sandpiste, wir werden hin- und hergeworfen, sitzen hinten im Jeep auf den Beanken und halten uns an allem fest, ws Halt zu bieten scheint. Eine Strasse Level 1, je hoeher das Level, desto unpassierbarer ist die Strasse. Fuenf Leve gibt es.
Eine Bruecke erscheint. Naja, Bruecke nennt man hier ueber einen mitten in der Strasse liegenden Graben gelegte Bretter, bestensfalls Balken, auf denen der Staub die Berechtigung des Namens Strasse zu geben scheint. Der Jeep verkantet. Wir fallen seitlich in den Graben von der Bruecke hernuter, bleiben mit der Karosserie haengen und werden im Wagen nach vorne geworfen. Natalie gibt Gas, es passiert nichts ausser dass viel Staub aufgewirbelt wird und der Wagen aufjault. Die Achse scheint in Takt zu sein, man kann aber sein eigenes Wort nicht verstehen, denn sofort feangt das Gebruell an, alles stuermt herbei um zu helfen und sich schnell etwas dazuzuverdienen. Das scheint hier ueblich zu sein, gegen ein kleines Geld nach erfolgreichem Helfen gibt man sich kollektiv groesste Muehe den Unfall alsbald wieder zu beheben. Es wird gewuchtet und geschoben, geschrien und geflucht, und nach nichtmal zehn Minuten steht der Wagen wieder auf der Strasse als waere nichts passiert. Ich frage mich wie teuer das wohl in Deutschland geworden waere und wieviel Zeit man heatte aufwenden muessen um sich aus der prekaeren Lage wieder zu befreien.

Ich komme zur Arbeit, lerne alle kennen, auch den Leiter, bekomme eine ausfuehrlicheEinweisung, bin total perplex von allem. Der Plan heute abend noch etwas trinken zu gehen wird beschlossen, mit den Freiwilligen aus den anderen Projekten in Kigali. Zu Hause steht die Tasche, unausgepackt, ich habe die Aussicht am neachsten Tag zur Arbeit frueh zu muessen und kann aber auch nicht nein sagen. Wir laufen in die Stadt, warten auf andere, die erste grosse Konfrontation mit meinem persoenlichen Unwort ist da: Warten
Irgendwann trudelt man ein, ich bin Erschoepft, die Begruessung ist aber wie so oft so herzlich, dass man schnell den Unmut vergisst. Das haette ich selbst nicht von mir gedacht, ist aber moeglich. Wir sitzen zusammen, trinken, unterhalten uns, es wird dunkel und spaet. Ich bin froh und bin mir ueberhaupt nicht meht bewusst, dass ich schon den ganzen Tag auf den Beinen bin. Wir kommen in Hoechststimmung nach Hause.


Mir wird klar, dass ich mein Zimmer nicht werde beziehen koennen, es ist noch nicht fertig. Einer von uns faengt an zu erzaehlen was er gestern nacht noch auf dem Weg zu sich miterleben musste, gleich nachdem wir so schoen beisammen gewesen waren. Vom Motorrad aus sah er wie vier steammige Kerle einen Mann mit Eisenstangen halb totgepruegelt haben, warscheinlich ein Dieb.
Die Schreie muessen furchtbar gewesen seien, keiner in der Umgebung griff ein. Man fuehlt sich an deutsche Schulvortreage mit dem Thema Zivilcourage erinnert, ist gleichzeitig mit der harten Realitaet konfrontiert.

Wir Essen, die Stimmung ist eher mies. Wir entschieden uns zu dritt in einem der kleinen Zimmer zu uebernachten, machen eine mitternaechtliche hau-ruck Aktion, raeumen die Betten alle in ein Zimmer. Dies soll sich aber gelohnt haben, denn wir reden bis tief in die Nacht, verarbeite, verarbeiten, verarbeiten, bis ich kaputt-aber-gluecklich schlaefrig wegdaemmer, von dem rythmischen schlagen meiner Raumpartner nach Moskitos hypnotisiert.

5 Kommentare:

Opi hat gesagt…

Man, ist das spannend. Da wirst du ja in jeder Hinsicht richtig durchgerüttelt.
Toll finde ich, dass ihr euch gleich so gut zusammengerauft habt.

Ich hab mal wegen Apabena gegoogelt und fand, dass es sich dabei um das dortige Sozialzentrum handelt.
In welchem Projet genau bist du dort tätig?

Wir denken am 11. ganz besonders intensiv an dich.

Für heute ganz liebe Grüße

Deine
Omi und Opa
aus Ostfriesland

Anonym hat gesagt…

Habe ich gerade einen Ausschnitt aus einem Abenteuerroman gelesen?
Dieser Beitrag hat mich mal wieder gefesselt und ich konnte meine Augen keine Sekunde von Deinen Zeilen abwenden. Hoffentlich macht Ihr nicht schnell Erfahrung mit Level 3,4 oder höher...

Nach diesem Bericht wünsche ich Dir einmal mehr und heute an Deinem Geburtstag erst recht, einen langen langen Atem, die Herausforderungen und Aufgaben in Deiner momentanen Heimat zu bestehen. Mit Gesundheit und klarem Kopf(!)wirst Du alles meistern!

Hat meine Post Dich pünktlich zu Deinem heutigen Geburtstag erreicht? Meine Gedanken sind jedenfalls bei Dir.
Alles Liebe
Papa

ute hat gesagt…

Hallo mein lieber Matthias,

ich wünsche dir alles Gute zu deinem Geburtstag, einen wunderschönen Tag und viele Glückwünsche von überall her.
Bist du gesund ? Ich denke so oft an dich und frage mich, was du wohl gerade so treibst.
Wie geht es dir ? Wie kommst du klar ? Du schwimmst ja wahrscheinlich in Eindrücken, die ich mir kaum vorstellen kann.
Habe deinen Eintrag von vor 2 Tagen mit Spannung und auch leichtem Unbehagen gelesen.
Lynchjustiz wird es geben, ja! und Woodoo auch.

Ich hoffe du findest gute Freunde, das schweisst sicher zusammen, ein solch fremdes Umfeld.

Ich wünsche dir alles Liebe, Kraft, Freude, Humor und allem voran GEDULD, GEDULD, GEDULD

Liebe Grüße ute

Anonym hat gesagt…

Grüße lieber Freund! Ich wünsche dir von Herzen alles erdenklich Gute zum Geburtstag. Hatte überlegt, ob man dir was schicken könnte, aber ich bin dann zu der Feststellung gekommen, dass ein eventuell verschicktes Paket bei dir nicht mit dem Inhalt, den ich ich ihm hier beigefügt hätte, angekommen wäre oder besser gesagt fast leer. Ich hoffe jedenfalls, dass du da unten noch eine schöne Zeit verlebst, deren Eindrücke dich moralisch positiv durch dein Leben begleiten werden und du als gereifter und gefestigter Charakter in die Heimat zurückkehrst. Schönen Gruß auch von meinen Eltern.

marietta-sistaaa <3 hat gesagt…

Mein lieber Bruder!
Alles alles Liebe zu deinem Geburtstag! Ich probiere dich die ganze Zeit anzurufen und nie klappt es!!! Falls es nicht mehr funktionieren sollte, fühl dich sowas von geknuddelt! Mein Paket wird leider mit Verspähtung eintreffen aber ich denke hauptsache es kommt an! Ich probier dich jetzt weiterhin (von Ma aus) anzurufen! drüück diiich! deine Lieblingsista!