Freitag, 19. März 2010

Boeses Erwachen

Hallo ihr Lieben

Es gibt einen besonders ausschlaggebenden Grund warum ich ausgezogen bin, den ich kurz schildern moechte.

Es ging mir nicht besonders gut, ich legte mich ins Bett und liess die Tuer unabgeschlossen, da ich eine einmal gemachte schlechte Erfahrung nicht wiederholen wollte, bei der ich hektisch an der Tuer ruettelnd mit dem schwer sperrenden Schloss nicht zurecht kam in einer Situation, die blitzartiges Verlassen meines Wohnraumes erfordert haette. Dumpf sank ich also in den Schlaf, wobei rythmisch haemmernde Kopfschmerzern mich in einen traumlosen Zustand versetzten.

Ich wache auf. Ein Geraeusch ist in meinem Zimmer. Schwer erhebe ich meinen Kopf und schaue in den Raum. Ich blinzel Zehn Zentimeter bis zum Moskitonetz und dahinter nochmal zehn zentimeter entfernt, schaut mich jemand an. Komisch, denke ich, wenn das mein Rwandischer Freund ist, dann haette er doch mal gruessen koennen, wo er schon inmitten meiner schwerlich noch extremer unzuberuecksichtigen Privatsphaere steht. Wenigstens ist er leise.

Ich ziehe das Netz hoch und blicke jemandem ins Gesicht, den ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen habe. Was dann passiert, habe ich eher als eine Art Foto-aktions-Reihe in Erinnerung, wie aus der Sicht einer dritten Person, bei der ich mich in Unterhosen und Rage auf den Eindringling stuerze.
In einem Mal entlaedt sich naemlich der ganze gesammelte Frust und saemtliche angestaute Wut an diesem betrunkenen Einbrecher, der wohl alle Tueren versucht hatte zu oeffnen um dann schliesslich bei einem Privatsphaeren-ueberempfindlichen Bewusstlos-scheinenden im Raum zu stehen, der zufaellig ich war. Wie eine Mutter uebernatuerliche Kraefte entwickelt, wenn ihre Kinder unter einem Baum eingeklemmt werden, legt sich bei mir der Schalter in dem Moment um, als meine letzte Bastion des Rueckzugs, mein Kleinod angegriffen wird. Ich bin das in die Ecke gedraengte Karnickel von neulich.
Nur Staerker.

Kurz bevor ich ihm meine non-verbale Aussage entgegenschleudere, faselt er auch noch irgendwas von Tieren, er versucht allen ernstes mir weisszumachen, dass er seine Ziege in meinem Gemach verloren habe. Das ich mich dadurch zusaetlich zu meiner Rage auch noch verspottet fuehle, kommt ihm nicht sonderlich zugute.
Ich lege ihm eindringlich ans Herz sich alsbald aus meinem Heiligtum zu verlieren und komplimentiere ihn situationsgerecht hinaus. Es muss von aussen geradezu albern ausgesehen haben, als ich ihn mit einer Hand am Nacken ueber den Graben schleudere und er tatsaechlich ein ganzes Stueck durch die Luft segelt um unsanft zu landen.
Ich schreie irgendwas in blindem Hass hinter dem sich aufrappelnden und warscheinlich sein Glueck kaum fassenden Einbrecher hinterher, waehrend dieser, ohne Lynchjustiz zu erfahren, tuermt.

Ich lege mich ins Bett und versuche mich zu beruhigen. Mit sinkendem Herzschlag und dem Ruecktausch Adrenalin-Zurechnungsfaehigkeit gehe ich diese so unwirklich scheinende Situation im Kopf nocheinmal durch. Entspannung kehrt ein.
Moment. Wer sagt denn, dass ich nicht aufgewacht bin, wo er den Raum gerade verlassen wollte? Wenn er laengst alles hat was er will? Wieder spuere ich das Blut wallen, schaue mich um.
Wo ist mein Handy? Weg! Aus mir bricht ein Urschrei der Verzweiflung und Rachegefuehls hervor. Ich springe in meine Sachen und renne los. Ich weiss keine genaue Richtung und stuerme deswegen durch das Viertel. Was hat er eigentlich an? Mir wird klar, dass er vor mir stehen kann, ohne dass ich ihn eindeutig identifizieren koennte. Er hatte ein orangefarbenes Oberteil an.

Die erste Person die ich frage bietet sich spontan wiederstandslos an sich von mir durchsuchen zu lassen. Ich kann mir vorstellen einen sehr wilden und wahnsinnigen Eindruck gemacht zu haben; die zweite Person greifft sofort in ihre Tasche nachdem sie mich nicht versteht und zueckt ihre Brieftasche um mir ihr gesamtes Bargeld darzureichen. Ich lasse ihn los, bemerke dass er selbst allem anschein nach zu glauben scheint ueberfallen zu werden.

Kochend und erfolglos kehre ich Heim, vefluche die Welt.

Ergo: Handy weg, bis heute, der Umzug war mir auf einmal sehr wichtig und ich versuche die ganze Episode unter der Uerberschrift :ich bin ein ueberreagierender Materialist abzuhaken.
Dennoch frage ich mich, was passiert waere, wenn er bewaffnet gewesen waere, oder ich eine meiner Voluntaer-Freundinnen und er nicht auf Geld aus?

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ach Mensch, Dir bleibt also dieses Szenario auch nicht erspart. Vielleicht hilft es ein klein wenig zu wissen, dass ich deine Gefühle teilen kann. Die Wut und Hass und Zorn und was alles sonst noch in solcher Situation hochkocht, das durfte ich vor ein paar Tagen ebenfalls spüren, als in meinen Laden eingebrochen worden ist. Man braucht nun wirklich kein besonders materialistisch eingestellter Mensch zu sein, um es zum kotzen zu finden, seines Eigentums beraubt zu werden. In meinem Fall windet sich die Versicherung obendrein noch größtenteils aus der Verantwortung und in Deinem Fall dürfte es auch keine Chance auf Ersatz für Dein Handy geben. Was bleibt ist ein gewisser Argwohn gegenüber bestimmten Situationen.

es grüßt Dich ganz herzlich
Dein Dad

Opi hat gesagt…

Hallo Matthias,

du schreibst: „ich versuche die ganze Episode unter der Uerberschrift:ich bin ein ueberreagierender Materialist abzuhaken.“
Warum drückst du dir gleich selbst so einen Stempel auf? Oder sprichst du nur aus was andere dir nachsagen?
So oder so finde ich solch Abstempeln, derb ausgedrückt, echt Scheiße. Da ist man dann mit einem Menschen schnell fertig. Der ist (Ich bin) halt so einer. Man macht sich ein fertiges Bild von ihm. Veränderung ist damit von vorn herein ausgeschlossen.
Und das fatale daran ist: Du versucht gar nicht mehr dein Verhalten unter Kontrolle zu bringen weil du ja davon ausgehst, dass es gar nicht mehr zu verändern ist. Und damit bist du dann auch wirklich so einer.

Die Moral von der Geschicht: Trainiere dein Reaktionsverhalten!

Ich glaub an deine Veränderungsfähigkeit

Sei ganz lieb gegrüßt
auch von Omi

dein Opa
aus Ostfriesland

Anonym hat gesagt…

Wenn du schon keine Hütten bauen darfst hilfst du anscheinend wenigstens dabei die ruandische Bevölkerung mit Mobiltelefonen auszustatten.^^
Spaß!Üble Geschichte das Ganze!
Grüße aus dem frühlingsbedingt zum Leben erwachten Berlin.
Nico