Montag, 8. März 2010

Halbjaehriges IV

Wir betreten die gruene Hoelle.
Einmal mehr raubt uns die natur den Atem. Vielleicht auch wieder die Hoehe und das unwegsame Gelaende. Typisch rwandisch ist alles huegelig, bald sieht man von oben in gruene dichte Taeler, wo die pflanzen erbarmungslos um Licht und Boden kaempfen, dann wiederum von unten alles ueberragende Eukalyptusbaeume, oder Farne, die so riesig sind, dass sie Staemme haben. An den haengen Kaskaden aus gruen, dicht und undurchdringlich, man ahnt waage was fuer schaetze unserer Umwelt verborgen liegen.

Durch die Geraeuschkulisse des Urwalds mit Insektenzirpen, Vogelgezwitscher, Tiergeschrei und ploetzlicher Stille dringt ein rauschen und krachen. Wir ahnen den Wasserfall und seine Ausmasse, wenn er es schafft sich in dieser Umgebung Gehoer zu verschaffen. Bevor wir ankommen offenbart sich durch eine sich teilenden Urwaldvorhang ein erster Blick auf das maechtige ungetuem und verschwindet wieder. Ich schnappe nach Atem. Ueber glitschige Felsen steigen wir heran. Unter uns schaeumt das wasser. Ich stutze. Das Wasser ist schwarz. Ich komme mir vor wie auf dem Weg in die Unterwelt, herzklopfend betrachte ich das wuetende Wasser, ein vergessener Bruder des Flusses Styx.
Und da ist er. Vor mir tut sich ein Anblick auf, der mir den Atem stocken laesst. Wir sind umgeben von Felswand, ungefaehr achtzig Meter hoch. Ich drehe mich im Kreis und schaue unglaeubig zum Himmel hoch duch das Loch der offenen Hoehle. In unzaehligen winzigen Tropfen in der Luft bricht sich das Licht und ueber uns spannt sich zart ein Regenbogen wie die bunte schuetzende hand von Mutter Natur. Die Felsen waren ueber und ueber bedeckt mir Planzen, vereinzelt gesetzte Bluetenfarbtupfer dazwischen. Der ganze Ort hatte etwas magisches, etwas lebendiges, sollte die Natur selbst irgendwo geboren worden sein, dann hier.

Tobend und kraftvoll schiesst das Wasser uns entgegen, nur an einer Stelle bricht der Strahl so an der Aufprallstelle, das keine Gischt spritzt, wo man aber vermutet, das besonders freche Wasserspritzer einen jeden Moment mitreissen koennten. Genau dort lassen wir nus auf einer schmalen Holzbank nieder. Wir besehen dieses Spektakel unersaettlich. Auch wenn das Wasser immer aus der gleichen Stelle kommt, immer die gleiche Strreke fliegt, ist es stes aufs neue fesselnd und spannend, jedes bischen Wasser faellt auf seine persoenliche Art, zelebriert mit tosendem Lachen und plaetscherndem Wispern die Sekunde des freien Falls, den kurzen Moment der fliegenden Freiheit.
Die Seele des Ortes schaut laechelnd zurueck auf uns und unsere weit aufgerissenen Augen und offen stehenden Muender. Die dort verbrachte Zeit in der Gegenwart dieser Mischung aus reissender Kraft und unberuehrter Eleganz in der Natur lotet die Seele wieder ein. Man ist ganz bei sich selbst und atmet die Gegenwart ein.
Selten habe ich so etwas wunderschoenes erlebt.

3 Kommentare:

Opi hat gesagt…

Mitreißender kann man dein Erlebnis nicht schildern.
Danke.
Mir ist, als wäre ich dabei.
Du schreibst: "Selten habe ich so etwas wunderschoenes erlebt."
Hast du überhaupt so etwas schon je erlebt?

Ganz liebe Grüße
von Omi Opa
aus Ostfriesland

Anonym hat gesagt…

"die grüne Hölle"...ich hoffe du läufst nicht Gefahr dich in ihr zu verlieren.Etwa so wie in dem uns bekannten Film, an den mich diese, deine Worte, erinnern.

mattes hat gesagt…

nico, du hast recht, meinen apokalyptischen wortschatz ziehe ich jetzt auch gerne aus lieblingsfilmen ;)

und opi: so etwas schoenes erlebt man immer mal wieder, aber in anderen Formen, mal ist es der urwald, dann ein Strandabschnitt mit meerblick in italien, dann die steppe in uganda oder ein toller abend in berlins strassen- die schoenheit manifestiert sich mannigfaltig :)