Freitag, 5. März 2010

Halbjaehriges III

Hallo ihr Lieben

Guide: Eure Campingstelle ist nicht weit, ihr lauft kurz durch den Wald. Wir:Okay? Wir klemmen also unsere Taschenlampen in den Mund, greifen den Teller mit den runden Amandazis in eine Hand und schulterten die Rucksaecke um die Schlitterpartie bzw. die rwandische Version eines Eierlaufs zu beginnen. Unzureichend durch ein Bletterdach abgedeckt sehen wir den Platz, wo wir also naechtigen sollten. Problem eins: da stand schon ein Zelt. Problem zwei: waehrend des Aufbauens bemerken wir, das unser high-end Schlafzimmer aus dem kigalesischen Supermarkt einwandig ist. Prompt faengt es an zu regnen. Unser Nachbar entpuppte sich als weltreisender Leipziger, der gewillt ist uns zu helfen. Feststellend, dass der Innenraum des Zeltes im Urwaldregen ganze zwei Minuten trocken bleibt, siedeln wir um unter einen Pavillon. Der Freiraum ist zugegebenermassen bescheiden und ausserdem dazu gedacht um Lagerfeuer im trockenen geniessen zu koennen. Worauf wir natuerlich nicht verzichten wollen. Also draengen wir unser Plastikungetuem in die eine Ecke und das prasselnde Feuer in die andere.
Zu meiner Ueberraschung wache ich nicht in einem geschmolzenen Plastikball auf, dafuer aber in einer Raeucherstube. Eingeschlafen war ich naemlich in meinen Schlafsack gekuschelt auf die Flammen schauend. Neben mir unterhielten sich die zwei, mir wurde wohlig warm, die Schatten der mich umgebenden Natur tanzten im Licht und ich doeste entspannt weg. Der Zeltingang blieb aber offen.
Das erste mal werde ich geweckt weil sich etwas im Zelt bewegt. Urwaldtiere, denke ich, trete ein paar mal zu und schlafe wieder ein. Der wecker klingelt, Wir haben nicht viel Zeit alles abzubauen, unser vorbereitetes Fruehstueck vom Vortag runterzuwuergen und uns anzuziehen. Meine Kleidung hatte ich mit in den Schlafsack gestopft um morgens in warme Socken und co. schluepfen zu koennen. Mein Freund allerdings war etwas mies drauf. Er hatte einen harten Untergrund ohne Matte, in seinem Schlafsack gefroren und als er deswegen nachts die Zelttuer zuziehen wollte wurde ihm in den Ruecken getreten.

Zwei touren standen an, insgesamt fuenfzehn Kilometer durch den Urwald. Das Highlight aber war die Wasserfalltour. Vier Stunden zu Fuss, perfekt ausgeruestet mit zwei Kekspackungen pro person und bewaffnet mit einem halben Liter Wasser fuer uns beide, stapften wir los.

Bevor es in das kalttropische Pflanzengewirr geht, laufen wir durch eine Teeplantage. Huefthoch waechst das zukuenftige Getraenk in saftigen, frischen gruentoenen. Wir stehen auf einem perfekt kultivierten Huegel, der einen Rundumblick bietet. Wir werden uns gewahr was fuer ein Segen der Regen in der Nacht zuvor war, denn man konnte so weit sehen wie der Horizont es zuliess. Ueber einem silber glaenzendem Kivusee erheben sich majestaetische Wolkenformationen, an deren Unterseite die aufgehende Sonne verspielt die Morgenroete wirft. Inselformationen stehen klar umrissen im geschmolzenen Silber und in der Ferne wird der Blick durch Gebirgsformationen im Kongo gefangen. Es ist so kalt, dass wir unseren Atem sehen koennen.

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

...das klingt immer wieder nach Überlebenstraining...
Obwohl ich mich königlich amüsiere beim Lesen, murmelt die Mutter in mir: "Herrje, nimm dir Proviant und Wasser mit!"
Es war schön mit dir zu telefonieren, auch Marietta strahlte :o)
Fühl dich doll gedrückt von Mama

Anonym hat gesagt…

Toll!Wäre gerne dabei...

Anonym hat gesagt…

Ich bin nicht nur immer wieder amüsiert, sondern diesmal auch ein wenig neidisch :o)
Bin zwar hier in den Alpen auch wandern, aber soooo abenteuerlich ist das in der CH natürlich nicht. Zumal du hier auf fast jedem Berg eine Kneipe hast.
Wünsche dir weiterhin eine gute Zeit, tolle Eindrücke und bleib gesund.
Hier schneit es wieder in dicken Flocken, der Winter scheint endlos.
Lucky