Freitag, 12. März 2010

Umzug

Hallo ihr Lieben

Die Ueberschrift laesst nur das Beste vermuten und tatsaechlich ist es wahr: wir sind umgezogen. Wir, das sind Jonas, Philip und ich. Nahe der Innenstadt und nicht zu weit entfernt unseren jeweiligen Abreitsstaetten, bezogen wir ein Haus in schlechtem Zustand. Mit dem unbedingten Willen und Ehrgeiz dreier junger Maenner und bis an die Zaehne bewaffnet mit Farbe fuer Boden und Waende stuerzten wir uns auf unser neues Heim.

Rwandsich untypisch streichen wir alles hell, die Waende weiss und den Boden grau, waehrend wir polit-kabaret hoehren und tee schluerfen. Fuer alle die sich fragen ob ich das ernst meine, ja, hier bepinselt man auch den Fussboden, weil er aus Stein ist und taeglich gewischt wird. Das Haus besteht aus einem grossen Salon mit Sitzgelegenheiten und angeschlossenem ess-salon.
Die Kueche war ein Alptraum. Gemaess rwandischer Kultur gehoert der Ort der Essenszubereitung nach draussen und somit nicht zum Wohnraum. Obwohl diese aber bei uns im Haus liegt, wurde trotzdem gefeuert was das Zeug hielt. Kohlrabenschwarze Waende, eine Decke zum Fluechten und ein Boden, der jeder Beschreibung von Siff spottet. In wochenend- bzw nacht-hau-ruck-aktionen befreiten wir die verborgene Schoenheit, die nur auf ihre Erloesung gewartet hatte.
Ein Raum dient als Lager, ein jeder hat ein Zimmer und der letzte Raum stellte Flaeche zur freien Verfuegung dar. Was also tun? Drei Jungs- also vielleicht ein Kicker-,Billard,-oder Bar-raum?
Schlussendlich entschieden wir uns fuer einen begehbaren Kleiderschrank, damit die Zimmer wirklich perfekt genutzt werden koennen und die Waesche nicht durch das Haus wandert.

Mein Zimmer ist das groesste des Hauses, mit weiter ausladender Fensterfront und Blick auf den gegenueberliegenden Huegel und toll erleuchteter Skyline bei Nacht. Im Vordergund vor meinem Ausblick liegt unser Garten. Den gibt es naemlich auch noch, und nicht zu knapp, in dem wir angefangen haben die von Philips franzoesischer Mutter geschickten Lavendelsamen zu saeen. Morgens bis zum Vormittag geht die Sonne so auf, dass ich hell erleuchtet erwache- ziemlich wichtig fuer mich, Helligkeit ist ein absoluter Gute-laune Faktor. Wenn ich euch frage, was ihr glaubt, wie ich wohl zu so viel Platz komme, dann sagt ihr, dass wir uns warscheinlich demokratisch drum gepruegelt haben. Nein. Fast. In einer epischen Schlacht schnick-schnack-schnuck umwickelte dramatisch mein Papier jonas‘ Stein und garantierte mir so fuer das restliche halbe Jahr den Wohlfuehlraum meiner Wahl.
Die Decke haenge ich mit leichten blaulich schimmernden Stoffbahnen ab, das minimalistische weiss-in-weiss Thema wird aufgelockert durch Kerzen und Masken an den Waenden. Das Ziel ist es mit dem Haus soweit fertig zu werden, das wenn wir am Ende dieses Monats unsere Kenia-Tanzania Reise machen, in einen ansehnlichen Wohnraum zurueckkommen und nicht sofort wieder fluechten wollen.


Ein Tehma, dass unter uns auch mit Zwiespalt betrachtet wurde, war das der Ordnung, des Waeschewaschens, des Putzens und Garteninstandhaltens. Als Resultat haben wir jetzt eine Angestellte. Fuer all diejenigen, deren Inneres jetzt aufbegehrt und in deren Kopf sich Saetze bilden wie: so habe ich mir ein Jahr voller Entbehrung aber nicht vorgestellt! Oder: denen muss es ja echt dreckig gehen, da unten, so ganz ohne Lebensstandard! Moechte ich das gerne erklaeren. In unseren Augen ist es natuerlich komisch und vielleicht sogar anmassend jemanden dafuer zu bezahlen, dass zu machen, wozu wir uns zu schade sind. Es ist eine Arbeit die wir selbst nicht machen wollen, ergo gefuehlt unmoralisch. Man hat ein schlechtes gewissen. Sagt man das aber so einem Rwander, versteht er die Welt nicht mehr, denn ich sollte mich lieber schaemen, dass ich, wo ich doch etwas Geld ueber habe, nicht jemanden genau fuer sowas einstelle, halbtags, der so sein Leben fuer sich und seine Kinder sicherstellen kann, mit gesichertem Einkommen, sich bei so hoher Arbeistlosigkeit gluecklich schaetzt.
Wenn wir sie nicht einstellen, dann tun wir niemand anderem als uns selbst einen Gefallen, unsere innere Kopfstimmen schweigt dann , aber in ihren Augen, von Mama Lili, so heisst die gute naemlich, waeren wir schlicht geizig und unhilfsbereit. Alos ist es uns unser Taschengeld wert mehr Freizeit zu haben und darueberhinaus noch etwas gutes getan zu haben.

Aber genug der Rechtfertigungen im Vorhinein. Wenn wir jetzt auf unserer Terrasse sitzen und uns unterhalten, dann auf Franzoesisch. Mit Philou als bilingualer Stuetze dieses Unterfangens und Jonas mit Austauscherfahrung und inniger Liebe zur Aix-en-provence, sowie mir, als Sprachliebhaber, werden wir die restliche Zeit nutzen, um uns privat komplett an diese schoene Sprache zu gewoehnen.

7 Kommentare:

Opi hat gesagt…

Klasse Jungs,
das macht ihr gut.

Weiter so!

Liebe Grüße auch von Omi

Deine
Großeltern aus Osfriesland

Anonym hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym hat gesagt…

Sehr beruhigend, dass ihr eine schöne Bleibe gefunden habt. Ich halte das für sehr wichtig. Für mich gibt es einen Unterschied zwischen außschließlichem Reisen und dem Expeditionsbeginn von einer Basis aus...

Liebe Grüße
Papa

Anonym hat gesagt…

Ich freue mich, dass ihr euch nun wohlfühlen könnt und auch étwas 'Gutes' tut, indem ihr nicht selber putzt. Das versteht ja wohl jede/r, dass damit mehr bzw. auch Mehreren geholfen ist, wenn ihr einen Arbeitsplatz schafft. In Europa könnt ihr ja wieder selber putzen.
Wünsche euch viel Spaß und nette Begegnungen bei euerm nächsten Trip Ende des Monats.... arbeitzet ihr eigentlich auch im 'eigentlichen' Sinne ? und wenn ja WAS????

Meilleurs salutations et bonne journée
Lucky

Anonym hat gesagt…

Heay,
ich bin zufällig auf deinen Blog gestoßen, als ich mich nach Erfahrungsberichten aus Ruanda umgesehen hab. Deine Stories sind echt interessant zu lesen :)
Ich freue mich besonders, weil ich auch dieses Jahr nach Kigali darf, und es umso spannender ist, zu erfahren, was du so erlebst.

Am liebsten würde ich dir ganz viele Fragen stellen, aber ich glaube, das ist in so einem Kommentar nicht besonders angebracht. Deshalb danke ich dir einfach für deinen tollen Blog und grüße dich von Herzen :)

Christina

Anonym hat gesagt…

Hey mein Brasa!
Ich wollte mich hier nur mal wieder verewigen :P Bin froh, dass es dir da drüben gut geht und ich denke ganz viel an dich! Mit meinem neuen Arbeitsplatz läufts übrigens supi und ich genieße den Respekt, den man als Facharbeiterin bekommt :P drück dich gaaanz doll! deine lieblingssistaaa

Anonym hat gesagt…

...ich kenne das haus zufaellig und koennte kotzen wenn ich deine kuechen-beschreibung lese! Ich hoffe nur fuer dich dass niemand es dem ehemaligen Hausbesitzer uebersetzen wird! Sei vorsichtig mit deiner Wortwahl!!!