Dienstag, 21. April 2009

Bewegung, Bewegung, Bewegung

Mein Tag besteht aus Sport. Morgens wache ich auf und ziehe mich speedcoremäßig an, denn jede Minute zählt. Gegen halb neun wache ich auf, meistens bin ich weit nach zwei im bett, gestern zum Beispiel um vier, jetzt ist es nach halb drei und ich schreibe diese Zeilen, vorgestern horchte ich gegen drei an der Matratze. Nach dem Essen rennen wir zur Mittelinsel als Animateurteam um den Clubtanz aufzuführen. Die Aktivitäten beginnen im Anschluss, also meistens Volleyball und alles was man deutschen Touristen als Sport verkaufen kann (Dart, Boccia). Bis zur nächsten Aktion heißt es dann „guest relation“ und da macht man nicht selten einfach nur die sportanimatösen-Nummer, nämlich Tischtennis spielen und die Leute, vornehmlich Teenies in Bewegung halten. In meiner Stunde Mittagspause mache ich dann schnell meine Übungen, gehe duschen, renne zum Essen um danach dann im Meeting meine Nachmittagsaktivität zu planen- natürlich auch Sport. Abends haben wir dann Aufführungen oder müssen in der Hoteldisko für Stimmung sorgen, also Tanzen, Tanzen, Tanzen. Ungefähr zwei Stunden am Tag haben wir in der Anfangsphase auch noch Tanzproben.

Gestern zum Beispiel. Da haben wir „ballare di gruppo“ gemacht, Gruppentänze also. Die waren sehr lateinamerikanisch angehaucht, heißt unser Brasilianer im Team hat uns gezeigt wie man tanzt. Sylvio jedenfalls ließ mich ganz schön...sagen wir mal „deutsch“ aussehen. Er wackelte so unglaublich mit der Hüfte, mit den Schultern und mit eigentlich allem das irgendwie an einem Gelenk hängt, dass selbst die Mädels blass aussahen. Ihm fehlen rein anatomisch ganz offenbar einige Hüftarretierungsschrauben, die wir Mitteleuropäer nicht entfernen können. Ich habe mir alle Mühe gegeben. Von meinem persönlich-subjekktiven Körpergefühl her war ich auch eine Indische Bauchtänzerin. Der Eindruck verflog ziemlich rasch, als Gäste mir ein Video von mir beim Tanzen gezeigt haben. Die Kamera zentrierte schonungslos auf etwas das aussah wie ein tanzendes Brett mit seitlich abstehenden, festgenagelten Holzarmen, dazu ein Lächeln wie in flüssigem Stickstoff eingefrorener Marmor. Mich. Zu allem Überfluss habe ich den heftigsten Muskelkater seit langem- natürlich im Hintern!

Durch die viele Bewegung können wir allerdings auch einiges essen. Im Grunde esse ich viermal am Tag warm, nämlich je abends und Mittags zwei Riesenportionen plus Nachtisch , also Kuchen und Brot mit leckerer Butter und Salz.

Realität holt mich ein 11.- 14. 04.09

Dank des Bettes habe ich leider saumäßige Rückenschmerzen, mein Körper muss sich erst auf das Wetter umstellen, leider beschert mir das Köpfschmerzen. Ich kompensiere das mit dem Essen, dass ich nicht vertragen habe, also mich in der Nacht übergeben musste und Durchfall habe. Mein deutscher verwöhnter Körper scheint noch nicht so auf „härtere Bedingungen“ eingestellt zu sein. Afrika ich komme! Ich habe mich dann zwölf Stunden ausgeschlafen und etwas Energie tanken können.

An Ostern waren wir schick angezogen, hatten unsere Anzüge an. Die neuen Gäste sind angekommen und ich bin fast von begeisterten Magdeburgern adoptiert worden, aber insgesamt war es schon Nervenaufreibend. Sintflutartige Regenfälle haben dann die Stimmung etwas gedrückt und das heißt, dass wir schmollenden deutschen Gästen unter Dächern gute Laune entgegenbringen. Um die Augenbrauenfalten und finsteren Mienen wegzusprengen würde nicht alles TNT der Welt reichen. Die Fastenzeit ist vorbei, das heißt ich darf wieder die Dinge essen, die mein Gesicht wie eine Wiese im Frühling sprießen lassen. Denkt euch einfach wie ich zur Zeit aussehe, nachdem ich nur Kuchen ( Nutellakuchen) Schokolade en masse gegessen habe. Kaffee ist hier ein Traum vom Geschmack her, aber auch nötig um uns wach zu halten. Da wir den ganzen Tag an der frischen Luft sind und Sport machen, abends nie vor eins ins Zimmer kommen (danach erstmal noch duschen) und fertig machen.

Wir haben einen neuen Zimmergenossen bekommen. Klingt erstmal nicht so doll. Aber er ist voll in Ordnung außerdem macht sich das nicht schlecht mit ihm jetzt wie wir klarzukommen, denn es ist unser zukünftiger Teamleiter und einfach nur nett. Etwas verrückt…Animateur fürs Leben gerne, was erwartet man.

Die ersten Choreographien haben wir gelernt. Was mir einfach nicht bewusst war, das „Animation“ auch ein Abendprogramm beinhaltet. Wir machen richtige Shows. In der Hochsaison werden es dann insgesamt bis zu sechs Stück sein. Unsere erste war „Greese“. Die Stücke sind wie Musicals aufgebaut und dauern alle ungefähr 45min bis eine Stunde. Wir haben erstmal nur einen kleinen Part spielen müssen, richtig auf der Bühne mit Kostümen, Spotlight und vor allem einer einstudierten Choreographie. Alle tanzen gleichzeitig. Eigentlich. Ich nicht. Bei der Show habe ich ganz schönen Bockmist gebaut. So nach dem Motto: alle sliden nach links, ich nach rechts… was einem allerdings hilft ist das, was man am wenigsten kann in dem Moment (ich zumindest) einfach durchziehen Lächeln und sich nichts anmerken lassen. Ich gebe es ganz offen zu, ich habe Lampenfieber! Aber wo lernen wenn nicht hier. Die Zuschauerschaft ist noch nicht so groß, es ist noch nicht unser endgültiges Hotel, die Gäste gehen auch nach zwei Wochen wieder, wir mussten noch nicht alles mitmachen und die Konsumenten sind einem meistens auch recht wohlgesonnen, wenn man nicht gerade beim „guest relation, contacte con clienti“ geschlampt hat, unserem eigentlichen Hauptaufgabenfeld. Man muss den ganzen Tag auf die Gäste zugehen und sich nett, höflich, unaufdringlich aufdrängen und begeistern für hotel, Land und Programm.

Small Talk ist unser Job! Das klappt eigentlich ganz gut. Allerdings ist das irgendwie fraglich, wenn man besonders gut den leuten nach dem Mund reden kann…moralische Dilemma in Kalabrien. Man muss es schaffen die verrückte solo-Rentnerin in Pink mit der über zehn Afrikareisen-Welterfahrung zu interessieren und eine Minute und einen Tisch weiter das Magdeburger DDR- Fan Paar auf anderem Witzniveau zu begeistern.

Auf jeden Fall verliert man seine Hemmung. Ich muss heute in Rahmen einer Sketch-show Sex auf der Bühne imitieren. Die Gäste reagieren relativ empfindlich darauf wie man sich selbst auf der Bühne fühlt. Also immer schön locker bleiben und so tun als wäre dieser Moment die Lebenserfüllung im Rampenlicht. Da unser Job Gute Laune ist, kann man den ganzen Tag rumalbern, Witze reißen und mit übertriebener Gestikulation ausschmücken, einfach mal Rumtanzen, -singen, oder –kreischen.

Tadaa

Ciao Leute! Ich bin total kaputt, es ist halb zwei, wir sind um viertel nach acht aufgestanden. Ich habe Volleyball gespielt, Tischtennis, War Bogenschießen und habe mir optisch versucht schon mal die Shows zu Gemüte zu führen, also „Michael Jackson“, „night of the stars“ und noch vieles mehr wo ich jetzt schon weiß, dass meine Koordinationsfähigkeit mehr als ausgelastet werden wird. Diese Nacht träumte ich dass mir all meine Sachen geklaut werden, ich sie ersetze und sie mir natürlich wieder geklaut werden. Das könnte vielleicht daran liegen, dass unser Zimmer eigentlich zwei Zimmer ist, ohne Trennwand und dass wenn neue Leute noch herkommen, wir Angst um unseren Kram haben müssen. Laptop, mp3 player Bargeld, Papiere alles nicht wegschließbar. Naja aber ansonsten war das Wetter anfänglich Super, (bello tempo) ich mache den ganzen Tag Sport und die Truppe ist klasse. Wir lernen erste Sätze in italiano, ich spreche mit der einen Slowakin französisch und mit der anderen englisch, ansonsten deutsch und englisch aber auch mini- Versuche italienisch mit den Italienern zu sprechen. Ein junges internationales team- einfach super!

Independence Day 8. April 2009-04-08

Krass wir haben es durchgezogen, wir sind in Italien, oder wie wir jetzt ja sagen müssen: bella Italia! Der Flug war bis auf eine Bruchlandung eigentlich ganz nett, Stephen hatte super Beinfreiheit und unser Gepäck kam promt nach einer halben Stunde warten angesegelt- que bello. Wir wurden nicht wirklich empfangen, außer mit den herzlich-warmen Worten „Ihr seid WER?“ Ja ihr ahnt es schon, keiner hat mit uns gerechnet. Also wurden wir erstmal in ein Hotel geschafft und dort wurde uns schnell klar, die Uhren ticken Italienisch. Um die Mittagszeit ist schon sommerlich, die deutschen Touris beschreibe ich mal so: weiße Haare, rote Haut, Altersflecken. Wie warteten eine Weile, sonnten unsere Gesichter (Sonnenbrand meine Lieben) und schauten uns erstmal das Hotel an. Außer diesem ist hier nämlich einfach mal im Umkreis von 25€ Taxi nichts außer Geckos und Orangenbäume, aber was will man mehr. Wir waren kurz am Strand und schauten uns die Aktivitäten an. Heute war sozusagen ein Urlaubstag, denn wir sind irgendwie durchs Raster gefallen, die Person die für uns zuständig sein sollte kam erst abends. Also hatten wir den Tag frei. Wir aßen guuutes italienisches 4-Sterne Hotel Essen (keine Ironie) mir einer reisen Auswahl und alles multo bene!

Das Beste kommt aber erst noch. Die Leute. Wir sind eine tolle bunte Mischung aus Jungen offenen enthusiastischen gutgelaunten Twens. Die obligaten Italiener sind dabei, klar, wie sollte es anders sein: laut fuchteln beim Reden, grinsen schelmisch, dunkles, vorzugsweise zurückgegeltes Haar und immer an den Versen unserer anderen Mitarbeiter. Letztere sind, Überraschung, deutsch, blond und vor allem weiblich. Wir haben uns die ersten wichtigen Sätze beibringen lassen, haben alle zusammen derb über eine Seite in einem Übersetzungsbuch für single- reisende gelacht und es ist schlicht toll. Diese ersten Eindrücke stehen jetzt natürlich unter dem Einfluss einer gewissen Sonneneinstrahlungszeit/Tag, dem Fakt das alles neu und interessant ist und wir nicht arbeiten mussten.

Aber hey

Wir sind gerade im „garden resort“, werden hier aber nicht bleiben, denn am 14.04 macht das „sun-beach-resort“ auf und bis dahin werden wir fit gemacht bezüglich Show und Auftritte und alles was eben zum Animateur sein dazugehört. Die nächste Zeit steht also ersteinmal unter dem italienischen Stern der gelasseneren Arbeit. Diese wird sowieso praktisch gehandhabt. Wir fragen eine unserer zukünftigen Partner was sie den gerade machen würde, sie meinte nur: ooooch keiner hat mir was gesagt ich weiß von nichts, kann also nichts machen. Unser Tag fängt arbeitstechnisch um viertel nach neun an, endet aber auch erst meistens zwischen elf und eins. Wir werden nach einem Tagesplan Sport- und Freizeitaktivitäten im einstundenrahmen betreuen, dabei kann man auch mal zwei Stunden keinen konkreten Platz und Auftrag haben, dann heißts gute Laune verbreiten Gäste betreuen, alleine auf die Leute zugehen. Im Moment ist noch nicht ganz so viel los, aber der Oster-Ansturm wird erwartet und wenn die Hochsaison erstmal anfängt geht’s rund.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein Club-Tanz^^Darüber habe ich mich in Spanien immer fast bepisst vor Lachen!Sehr schön.^^
Würde euch gerne mal in Aktion sehen.

Anonym hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym hat gesagt…

Du musst unbedingt nochmal reinschreiben von wann bis wann du zwischen Italien und Afrika hier bist. Ich meine mich zu erinnern, dass es da eine Woche geben sollte...

Unknown hat gesagt…

Hallo mein lieber hier melden sich mal die Eltern des anderen Weltenbummlers. Danke für deinen schönen bericht wir haben viel gelacht. Macht weiter so und hoffentlich klappt es das Ihr an die Wasserstation kommt. Liebe Grüße Marion & Thomas

marietta-sistaaa <3 hat gesagt…

hey mein brasa!
Ich bin total happy dass du mal geschrieben hast und super froh, dass es euch gut geht! Ihr scheint ja echt Spaß da drüben zu haben, auch wenn es ordentlich Arbeit ist! Ich denke jeden Tag an dich und war für meine Verhältnisse ungewöhnlich oft im Internet um nach Neuigkeiten zu gucken^^ Ich drück dich ganz doll!!! (siehe Foto XD)
deine sistaaa