Freitag, 8. Mai 2009

Duschen, Mikrophone und Steine

Die kaputte Dusche. es ist ein Phänomen, dass einen die kleinen Dinge stören, wenn es auch größere Probleme gibt. Die Dusche. Ich glaube zwei Objekte in diesem Universum sind unentschlossen und wissen nicht so recht was sie wollen, das eine sind Frauen, das andere unsere Dusche. Der Hebel zum einstellen der Temperatur ist vom Kraftbedürfnis her mit zwei Händen zu bewegen, hat eine Kurbellänge von einem Meter, auf welchem sich die einzelnen Temperaturunterschiede einstellen lassen. Theoretisch linear. Dreht man aber an dem Hebel passiert eine ganze Weile nichts. Grenz man nun die empfindliche Zone der tatsächlichen Temperaturbestimmung ein, merkt man, dass genau ein Millimeter den Unterschied von "Kältetod" oder "Verbrühen" ausmacht. Ich stehe also in der Dusche und versuche mich angenehm zu erfrischen, während mir abwechselnd die Zehen taub oder zerkocht werden (nicht vergessen: nur die Zehen, denn ich bin ja an die Wand gepresst, die übrigens glipschig und kalt ist).
Hier im Sun Beach Hotel lerne ich aber auch viel, wir alle, denn man wird aufgrund der Umstände dazu gezwungen. Hätte mir jemand gesagt du musst vor über hundert Leuten auf die Bühne mit einem Mikrophon in der Hand, alles ankündigen, für gute Stimmung sorgen und mitreißen, auf keinen fall aber Unsicherheit ausstrahlen, hätte ich demjenigen warscheinlich vor einem halben Jahr noch einen Vogel gezeigt und mir sofort bei einer Spontan-durchfall-Attacke die Buchsen zerschossen. Genau das war aber gestern schon zum zweiten Mal der Fall. Ich in der Mitte, das Ding, welches an ein elektronisches Eis in der Tüte erinnert, nur für jemanden mit Lampenfieber ein Folterinstrument ist, in der Hand, dazu passend das verkrampfte Lächeln auf den Lippen. Soviel kann ich verraten, alles lief gut, man gewöhnt sich erstaunlich schnell an das Auftreten vor Menschengruppen, gestern war ich schon sehr viel entspannter und ich kann mir vorstellen das ich später sogar richtig Spaß daran bekommen könnte. Wenn ich am Ende des Sommers eine braungebrannte, auf der Bühne frech-scherzende Rampensau bin, habe ich es geschafft!
Ich glaube es war Anfang Mai, wo ein Werter Herr am Boden Mückchen und Blümchen sah, in einem Mikro- oder sogar Makrokosmos gefangen, mit der Nase auf dem Boden, sich seinen naiv-kindlich unschuldigsten Bedürfnissen ergab und eins war mit der Natur, mit Gott in der Natur. Ähnlich dieser von Goethe entworfenen pantheistischen Charakters, aber ohne das anschließende Leiden, bin ich bei wunderschönem Wetter am Strand entlang gegangen und betrachtete Steine. Man sollte meinen das ist nichts von Wert, aber viele sind auf ihre Weise schön, ich sammelte grüne, die in etwa wie Jade aussahen, alsbald rote, wollte hernach alle Farben sammeln, diese in meinem Zimmer aufstellen, alles vermischt. Dazu hätte ich aber bloß in den Sand mit einer vollen Hand greifen brauchen, denn die hübscheste Mischung zaubert das Meer. Derhalben entschloss ich mich also dem Regenbogen nachzuempfinden und eine art Farbpalette auf mein Fensterbrett zu dekorieren, jedoch konnte ich Stephen schon in Gedanken mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen sagen hören: typisch, Mattes sortiert den Strand. So entschloss ich mich mein fröhliches Unterfangen, dem ich eine größtmögliche Würde zu verleihen suchte, alsbald zu beenden und bewegte mich unentschlossenen Schrittes wieder gen Arbeit.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Hey mein Lieber,

ich habe dich bei all den witzigen Beschreibungen bildlich vor Augen. Klasse.

Ganz liebe Grüße von
Mama,
die froh ist, dass du einen Helm trägst ;o)