Mittwoch, 7. Oktober 2009

Angekommen in Afrika II

Selber Tag.
Ich hatte Patrick kennengelernt, einen einheimischen, sympathischen Kigalesen, der mich prompt auf seine Familienfeier eingeladen hatte. Eine seiner Nichten (ich wollte garnicht erst fragen wie viele er denn habe) war getauft worden, was scheinbar Anlass genug ist im Anschluss die gesamte Familie einzuladen und zu bewirten, samt Freunden der Verwandschaft, so zum Beispiel ich. Die genaue Anzahl der Leute kann ich im Nachhinein nur schaetzen, es waren uebermaessig viele Leute aller Altersklassen und Hungrigkeitsstufen da, deswegen gab es ein tolles Buffet mit Salat, Fleisch Bananen und eigentlich allem was der Magen begehrt, worauf sich dann schaetzungsweise ueber fuenfzig Menschen stuerzten.
Besagte Bekanntschaft jedenfalls holte mich am fruehen Nachittag ab.

Zuvor sassen einige von uns Freiwilligen nett beisammen und genossen auf eine schoene wochen-endlich!-e Art Kaffee und Kuchen, tratschten und gonossen die durchaus europaeisch anmutenden Minuten, liessen es uns richtig gut gehen.
Wir kommen gut an, in Afrika.

Wir liefen zu ihm, ich sah sein Haus lernte einige seiner Familienmitglieder kennen und genoss die Zeit der Vorbereitung, er duschte, ich unterhielt mich, nach kurzer Zeit liefen wir geschniegelt los. Wir sollten urspruenglich von einem seiner Freunde mit dem Jeep abgeholt werden, doch aus irgendeinem unerfindlichem Grund verzoegerte dies sich, wir warteten, er bekam schliesslich einen Anruf, es klappe wohl irgendwie nicht, wir muessten uns mit den Oeffentlichen Verkehrsmoeglichkeiten begnuegen.

Wir laufen zu der Busstation, ein uebermaessig grosser Menschenauflauf steht auf der Strasse, selbst fuer kigalesische Verhaeltnisse. Die Masse ist unwirklich unbewegt, kein Wuseln, kein Geschrei, trotz hoher Personenanzahl. Ein Polizist regelt den Verkehr. Ich schaue in die Augen der auf dem Boardstein stehenden Masse, die fixiert-gebannt, sich unruehrend in eine Richtung schaut. Ich quetsche mich durch stehende Autos ueber die Strasse, gucke nach rechts.
Ein Laster steht, der Fahrer war ausgestiegen. Die Front war eingedrueckt, Glas lag auf der Strasse. Ein Meter vor dem Gefa(e)hrt liegt ein Moto auf der Seite, halb darunter ein Tuch. Unter diesem selbst etwas, von dem hinten die Fuesse, vorne der Kopf hervorschauen, das ganze umgeben von einer Lache aus Blut.
Der erste Verkehrstote den ich sehe.
Ich laufe nicht weit entfernt vorbei, schaue bewusst nicht weg, versuche die Situation zu erfassen.
I’m Sorry, wird Patrick neben mir sagen, relativ abgekleart. Auf mein Nachfragen hin, was genau er damit meine sagt er nur: this is life! Er hat recht, es passiert schneller als man denkt. Ich denke darueber nach, wieviel an dem Satz Es passiert eben doch nicht immer nur den Anderen an Wahrheit steckt.
Schmerzlich komme ich an.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ou jeh, mein liebster Power-Man(n),
Das ist ja schlimm, was du da sehen musstest! ich kann nur hoffen, dass das nicht allzu oft vorkommt und dass wir und alle die uns lieb sind sowas niemlas erleben müssen!
Deshalb passe immer gut auf dich auf, damit wir dich bald wieder (in einem Stück) in die Arme nehmen können!
und "this is life" ist viel mehr als das; denn das was wir sehen ist nur ein Bruchteil davon!
Ogni giorno penso a te e ogne notte sperò che sei felice!

Du fehlst mir!
dein kleiner Wattebausch